Der Anfang war recht holprig, aber nun kommt dieElektromobilität in Schwung. Der Bestand an E-Autos erreicht weltweit schon fast sechs Millionen Fahrzeuge – ein Plus von mehr als 60 Prozent zum Vorjahr. Das macht den einen Hoffnung. Und den anderen große Sorgen.
Denn der Umstieg von Benzin- und Dieselantrieb auf Stromer wird in Deutschland viele Arbeitsplätze kosten. Bei E-Motoren sinkt die Komplexität im Vergleich zu klassischen Verbrennern um den Faktor zehn. Die IG Metall hat schon eindringlich vor den Folgen gewarnt. Im schlimmsten Fall könnten bis zum Jahr 2030 in derAutoindustrie in Deutschland 110.000 der 840.000 Jobs wegfallen.
Nun geht die Angst um. Bei den Fahrzeugherstellern und den Zulieferern. Alle wollen ihre Werke so gut wie möglich auslasten. Der Kampf um die Fertigung von E-Autos hat begonnen.
Im Daimler-Konzern steht in diesem Jahr die Vergabe wichtiger Komponenten für die Elektromobilität an. Die Arbeitnehmerseite drängt darauf, möglichst viele Bauteile statt wie bisher bei Zulieferern in Zukunft selbst zu fertigen. „Wir möchten im ersten Schritt den Elektromotor für den Standort Untertürkheim sichern und werden dann mit der Werkleitung verhandeln, ob der gesamte elektrische Antriebsstrang hier gefertigt wird“, sagte Michael Häberle, Betriebsratschef im Werk Untertürkheim, der Automobilwoche.
Für Untertürkheim, wo 19.000 Mitarbeiter bisher vor allem Motoren und Getriebe für Verbrenner fertigen, ist es immens wichtig, zum Zug zu kommen. „Aus meiner Sicht kann die Transformation hin zur Elektromobilität nur dann gelingen, wenn die Kompetenzen für die wichtigsten Bauteile eines Elektrofahrzeugs bei uns liegen“, sagt Häberle. Eine Entscheidung beim Elektromotor soll zeitnah fallen, die Vergabe des elektrischen Antriebsstrangs wird im Herbst erwartet.
Die Konzernleitung zeigt sich offen. „Wie immer testen wir dabei den Wettbewerb und entscheiden dann über eine interne oder externe Fertigung, je nachdem, was besser ist für das Unternehmen“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche der Automobilwoche am Rande der Bilanzpressekonferenz.