Joint Venture von Brose und VW will unter die Top 3

Der Markt für Fahrzeug-Komplettsitze wird von einer ungewohnten Dynamik erfasst. Verantwortlich dafür ist der Mechatronikspezialist Brose. Der Zulieferer, bislang eher für seine Sitzverstellungen, Schließsysteme, Türmodule, Fensterheber und E-Motoren bekannt, hat Ende März mit Volkswagen einen Vertrag über ein Joint Venture abgeschlossen.

Ziel des Gemeinschaftsunternehmens: die Entwicklung und Fertigung von Komplettsitzen, Sitzstrukturen und -komponenten sowie Innenraumlösungen. Brose beteiligt sich dafür zur Hälfte an der Volkswagen-Tochtergesellschaft Sitech. Die industrielle Führung beim 50:50-Joint-Venture liegt beim Zulieferer.

Dieses Engagement lässt sich als Kampfansage an die überschaubare Branche der Sitzehersteller verstehen. Denn bislang ist der Markt im Wesentlichen unter den Anbietern Adient (Irland), Faurecia (Frankreich), Lear (USA), Magna (Kanada). Toyota Boshoku (Japan) und Yanfeng (China) aufgeteilt. Die Fahrzeughersteller selbst spielen bei der Fertigung von Sitzen kaum noch eine Rolle.

Ulrich Schrickel, Vorsitzender der Brose-Geschäftsführung, hat für die Wettbewerber und die eigene Mannschaft die Zielstellung klar formuliert: "Wir wollen zusammen profitabel wachsen und zu den Top 3 im globalen Sitzemarkt gehören."

Neben den bestehenden Entwicklungs- und Fertigungsstandorten in Osteuropa, Deutschland und China sind stärkere Aktivitäten in Europa, Amerika und Asien geplant. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Sitech rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz, erwirtschaftet von mehr als 5200 Mitarbeitern. Das Geschäftsvolumen soll sich im Joint Venture bis 2030 auf 2,8 Milliarden Euro verdoppeln, die Belegschaft auf 7000 Mitarbeiter wachsen.

Einen ersten Schritt in Richtung Komplettsitze hatte Brose bereits vor gut zwei Jahren mit dem Unternehmen Aunde gestartet. Die Coburger und der Spezialist für Sitzbezüge und Lkw-Sitze aus Mönchengladbach hatten ein Sitze-Joint-Venture gegründet. Das 2019 ins Leben gerufene Gemeinschaftsunternehmen Brose Aunde Fahrzeugsitze wurde aber Anfang 2021 "einvernehmlich beendet", heißt es bei Brose.

Die Franken sind nicht der einzige Zulieferer, der mit einem Autohersteller kooperiert. Faurecia und der chinesische Fahrzeugbauer BAIC hatten im Juli vergangenen Jahres ebenfalls die Gründung eines 50:50-Joint-Ventures bekannt gegeben.

Das Gemeinschaftsunternehmen bietet die komplette Sitzmontage sowie Sitzrahmen, Schaumstoffe und Kopfstützen für die Marken BAIC Hyundai und BAIC an. Zum Joint Venture gehören insgesamt vier Werke in Peking, Chongqing, Huanghua und Xiangtan. Die Asien-Ambitionen von Brose werden die Unternehmen registriert haben.

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