Die Integration von Opel in den PSA-Konzern bringt in beiden Unternehmen das Personalkarussell in Schwung. Einen Karrieresprung macht der bisherige Generaldirektor der PSA-Marken in Deutschland, Albéric Chopelin. Der 41-jährige Manager wird im Februar Konzernvorstand für Marketing und Vertrieb. Chopelin folgt auf Stephen Norman, der im Februar zu Opel wechselt – als Länderchef für Opel und Vauxhall in den wichtigen Absatzmärkten Großbritannien und Irland.
Norman kontrolliert damit auch das Vauxhall-Werk in Ellesmere Port, das den Astra fertigt und stark unter Druck steht. Die Zukunft des Werks hänge davon ab, wie der Verkaufserfolg verlaufe, sagte er in einer ersten Reaktion auf seinen Positionswechsel. Beides sei „untrennbar“ miteinander verbunden, so Norman.Für Ellesmere Port könnten damit Befürchtungen über einen noch massiveren Stellenabbau wahr werden. Seit der Übernahme durch PSA waren bis Ende 2017 bereits 400 von 1800 Stellen in dem Werk abgebaut und eine von zwei Schichten gestrichen worden. Im laufenden Jahr sollen mindestens 250 weitere Stellen wegfallen. PSA-Chef Carlos Tavares sind die hohen Stückkosten in dem britischen Werk ein Dorn im Auge. PSA-Manager sagen hinter vorgehaltener Hand, in keinem anderen PSA-Werk lägen die Kosten höher.
Eine komplette Schließung gilt jedoch als politisch riskant und wäre wohl ein Marketing-Desaster. Len McCluskey, der Chef der größten britischen Gewerkschaft Unite, richtete eine starke Drohung ans Management des Herstellers: „Ich möchte dazu ganz klar sagen: Sollte es Versuche geben, das Werk zu schließen, werden wir sicherstellen, dass das Geschäft für Vauxhall im Vereinigten Königreich beendet ist.“
Britische Automobilexperten spekulieren bereits über die Möglichkeit, das Werk in Ellesmere Port an den Autobauer Jaguar Land Rover zu verkaufen, der Kapazitätsengpässe hat.
Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen sich indes auch die Beschäftigten an den Opel-Standorten in Deutschland. Im Stammwerk in Rüsselsheim demonstrierten in der vergangenen Woche rund 6000 Mitarbeiter für sichere Arbeitsplätze und für die Forderung der IG Metall nach einer sechsprozentigen Lohnerhöhung in der laufenden Tarifrunde.
Seit Anfang Januar wird im Rüsselsheimer Werk kurzgearbeitet. Auch die Verwaltung und die Entwicklungsabteilungen sind betroffen. Geplant ist bislang eine Dauer von immerhin sechs Monaten. Ende 2018 läuft eine Betriebsvereinbarung aus, die betriebsbedingte Kündigungen für die 19.000 Opel-Beschäftigten in Deutschland ausschließt.
Während die Mitarbeiter in England und Deutschland um ihre Jobs bangen, hat die PSA-Belegschaft in Frankreich schon traurige Gewissheit: Im Jahresverlauf sollen 1300 Mitarbeiter das Unternehmen auf freiwilliger Basis verlassen – die jüngsten Arbeitsmarktreformen von Staatspräsident Emmanuel Macron machen dies möglich.
Mit dem Wechsel von Chopelin bekommt PSA einen neuen Deutschland-Chef. Der langjährige Opel-Manager Rasmus Reuter, 50, fängt im Februar in Köln als Geschäftsführer der PSA-Marken Peugeot, Citroën und DS an. Bei Opel und Vauxhall war Rasmus zuletzt Direktor für Kundendienst und Aftersales.
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