Es ist noch nicht lange her, dawar der drohende Brexit für den erfolgsverwöhnten
Jaguar-Land-Rover-Chef Ralf Speth das größte Problem. Heute scheint es nur noch eines von vielen Problemen zu sein. Jaguar Land Rover ist in China zurückgefallen, leidet unter dem Dieselrückgang in Europa sowie einer sinkenden Nachfrage bei nicht wenigen Modellen. Und der Brexit kommt erst noch. Im vorigen Geschäftsjahr schrieb derAutobauer aufgrund von Abschreibungen tiefrote Zahlen.Speth schlug Alarm und kündigte einen Umbau an. Jetzt geht es an die Kosten. Jaguar Land Rover hat fette Jahre des Wachstums hinter sich und Speck angesetzt. Der muss nun runter. Der Hersteller streicht Varianten und nimmt Komplexität aus der opulenten Produktion heraus. Es wird gespart.
Am Finanzmarkt ist die Stimmung nach der Wertberichtigung getrübt. Das gilt auch für den Eigentümer selbst. Tata muss in den nächsten zwölf Monaten eine Milliarde Euro aufbringen, um fällige Anleihen zu ersetzen.
Ob Tata seine britischen Marken aber abstoßen will, wie kolportiert, ist fraglich. Die Beziehung gilt als gefestigt. In zehn Jahren unter Tata steigerte Jaguar Land Rover den Absatz um fast 150 Prozent, der Gewinn beträgt kumuliert rund 15Milliarden Dollar. Das hat man in Mumbai nicht vergessen. Jaguar Land Rover kämpft. Zuletzt waren die Quartalszahlen wieder besser. Speths Wende kommt spät, aber sie kommt. Die Kostenprogramme fruchten, die Firma wird schlanker und fitter. Vor allem muss Jaguar Land Rover den Absturz in China stoppen und dort das Händlernetz optimieren. Und die Produktpalette muss wieder wachgeküsst werden: Von 13 Modellen legten im vergangenen Jahr nur vier zu. Frischen Wind soll der neue Range Rover Evoque bringen. Und das lang ersehnte Defender-Comeback steht auch an. Diese Schüsse müssen sitzen.
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Aus dem Datencenter:
Modellvorschau für die Marken Jaguar und Land Rover von 2017 bis 2020