Britta Seeger hat derzeit viel zu tun. Zum Jahresbeginn hat sie die Verantwortung für den Mercedes-Benz-Vertrieb von Ola Källenius übernommen. Ihre Aufgabe ist es nun, das Zukunftsprojekt CASE im Händlernetz umzusetzen. Anknüpfungspunkt für die groß angelegte Zukunftsoffensive, die die vier Trends Vernetzung, autonomes Fahren, Sharing und Elektroantrieb verzahnen will, ist Daimlers „Best Customer Experience“. Unter dieser Überschrift arbeitet der Konzern bereits seit 2013 daran, den Vertrieb passgenauer an den Kundenwünschen auszurichten. Zentrales Element dabei ist die „Digitalisierung aller Kanäle“, wie Seeger sagt.
Mehr Vielfalt im Handel
Das eine Autohaus, so Seeger, werde es in Zukunft nicht mehr geben. Die Vielfalt im Handel wird größer. Alles sei denkbar – vom klassischen Autohaus über Mercedes-me-Läden bis zu temporären Pop-up-Stores in Innenstädten. Damit reagiert Mercedes, wie andere Autohersteller ebenfalls, aufein verändertes Kundenverhalten. „Der Kunde der Zukunft orientiert sich mehr am Thema Convenience als am Preis“, bestätigt Alexander Martinowsky vom europäischen Mercedes-Händlerverband FEAC. Es sei für den Kunden „einfach bequem, im Internet zu bestellen. Deshalb wäre es unklug, zu versuchen, ihn davon abzuhalten und quasi zurück in den stationären Handel zu zwingen.“ Gleichzeitig werde ein Teil der Kunden auch in Zukunft überwiegend analog unterwegs sein. Für diese bleibe der Handel heutiger Prägung unverzichtbar.
Jürgen Tauscher, Chef der Bochumer Lueg-Gruppe, findet: „Das Autohaus ist eindeutig kein Auslaufmodell, aber es muss sich dramatisch verändern.“ Der stationäre Handel sei in Zukunft „nicht mehr allumfassender, aber trotzdem entscheidender Bestandteil des Kaufprozesses“. Allerdings werde die Zahl der Standorte sinken.
Vertriebschefin Seeger sieht den Online-Verkauf als Ergänzung der bisherigen Vertriebsformate, das Absatzvolumen stehe nicht im Vordergrund. Über Mercedes me, den 2014 gestarteten personalisierten Zugang zur Mercedes-Welt, will man vor allem neue Kunden ansprechen. „Wir haben eine hohe Connect-Quote und die Leads stark erhöht“, bestätigt Lueg-Vorstand Tauscher. Gleichzeitig registriert er „eine extreme Wertigkeit unserer eigenen Homepage. Die Zahl der Zugriffe ist um das Fünf- bis Zehnfache gestiegen.