Herr Peckruhn, wie ist die Lage im Online-Gebrauchtwagenhandel?
Wir beobachten mit Sorge eine starke Monopolisierung der beiden Hauptgebrauchtwagenportale Mobile.de und AutoScout24. Diese nutzen ihre Position massiv aus. Man wird mit ständigen Preiserhöhungen konfrontiert. Aber die Börsen schalten auch Werbung in die Inserate der Händler. Das nimmt teilweise groteske Züge an, wenn bei einem Diesel-Inserat die Werbung eines Anwalts erscheint, der für Diesel-Klagen wirbt. Außerdem greifen die Börsen in die Kompetenzen des Handels ein.
Inwiefern?
Beispielsweise mit den nach wie vor umstrittenen Preisbewertungen. Aber auch die Finanzierungsangebote Dritter auf Mobile.de sehen wir kritisch.
Ist der Handel dem ausgeliefert?
Ja. Wenn man einer aktuellen Studie Glauben schenkt, gehen alleine 60 Prozent der Anfragen nach Gebrauchtwagen im Internet über Mobile.de. Diese massive Abhängigkeit können wir nicht so stehen lassen.
Wie wollen Sie das ändern?
Es bedarf eines zusätzlichen Wettbewerbers – und einer stärkeren Einbeziehung des Handels. Ich verstehe eine Gebrauchtwagenplattform als Ort zum Inserieren der Fahrzeuge. Kauf, Finanzierung und Abwicklung müssen bei den Betrieben erfolgen.
Es sind Alternativen hinzugekommen. Wie sehen Sie diese?
Es gibt einige mehr oder weniger erfolgreiche Portale. Ich setze auf die neue Plattform Heycar. Sie bildet den fabrikatsgebundenen Gebrauchtwagenhandel am besten ab.
Heycar ist sehr viel kleiner als Mobile.de.
Wir reden über die Zukunft. Ich glaube, wenn eine Captive wie VWFS und auch Daimler Financial Services sich zu einer solchen Plattform bekennen, haben sie auch die Schlagkraft, diese zu entwickeln. Jetzt kommt es auf die Händler an und ob sie das System mittragen.
Warum sollten sie?
Viele Forderungen, die wir an die anderen Börsen haben, sind beispielsweise im Preismodell bei Heycar umgesetzt, das nicht per Inserat, sondern per Transaktion abrechnet.
Wird sich der ZDK mit einbringen?
Ich will, dass der ZDK mit Heycar kooperiert. Wir führen Gespräche über eine Beteiligung, die aus meiner Sicht sehr erfolgreich laufen.
Wie könnte so eine Beteiligung aussehen?
Ich wünsche mir ein Mitspracherecht der Händler in Dingen, die in das Geschäftsmodell des Handels eingreifen. Das könnte zum Beispiel über einen Beirat passieren.
Wäre eine finanzielle Beteiligung denkbar?
Das steht im Raum und wird intensiv diskutiert – im ZDK und mit Heycar. Im ZDK trifft das Thema auf breite Unterstützung. Wir wollen da ein deutliches Zeichen setzen. Denn die Monopolisierung durch die zwei großen Börsen ist für den Handel mehr Fluch als Segen.
Erwarten Sie, dass Heycar für den Handel billiger sein wird?
Nach ersten Erhebungen wird es etwa auf dem Niveau des Kompaktpakets von Mobile.de liegen.
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