Herr Hirtreiter, am 7. Juli haben Sie die AVP an Ihren Sohn übergeben. Wie radikal ist der Schnitt?
Franz Xaver Hirtreiter: Ich ziehe mich konsequent aus allen operativen Ämtern zurück. Mein Sohn hat den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen. Ansonsten ändert sich nichts, denn wir haben fünf erfahrene Geschäftsführer an Bord, die alle bleiben. Nur der -Senior wird gegen den Junior ausgetauscht.
Warum gehen Sie diesen Weg?
F. X. Hirtreiter: Es war für mich immer klar: Wenn die Firma in einem guten Zustand ist – und wir sind auf Kurs zur einer Rekord-bilanz mit fünf Millionen Euro Ergebnis –, mache ich keine halben Lösungen und keine Schattenregierung. Wenn ich jeden Tag im Büro säße, wäre die Gefahr groß, dass die Leute nach wie vor auch zu mir kommen. Aber ich vertraue der nächsten Generation und ziehe mich auf meine Aufgaben als Gesellschafter zurück.
In der Branche gibt es viel zu tun.
F. X. Hirtreiter: Es gab schon diverse Anrufe. Aber ich bin kein Mensch, der irgendwelche Orden oder Positionen in Verbänden braucht. Ich gehe jetzt auf eine zweimonatige Seereise und fahre mit meinem Boot 5000 Kilometer durchs Mittelmeer.
Schalten Sie dabei komplett ab?
F. X. Hirtreiter: Es würde mir zum Glücklichsein fehlen, wenn ich nicht jeden Tag die Kerninformationen meiner Firma hätte. Wenn irgendwann eine Krise kommt, möchte ich sie verstehen. Auch als Gesellschafter habe ich schließlich eine Verantwortung. Aber ich bin nicht mehr Geschäftsführer. Das müssen die alleine machen.
Franz Hirtreiter, wie viel Respekt haben Sie vor der Aufgabe?
Franz Hirtreiter: Natürlich ist sie groß. Aber ich bin schon seit ein paar Jahren alleine für Porsche verantwortlich und auch bei Audi und VW beteiligt. Ich freue mich darauf, mich zu beweisen.
Sie übernehmen das Ruder nicht gerade in einfachen Zeiten.
F. Hirtreiter: Wir haben das Glück, dass wir uns mit der AVP in einer Sonderkonjunktur befinden.
F. X. Hirtreiter: Das hängt auch mit den Mega-Investitionen der vergangenen Jahre zusammen, die wir uns rechtzeitig zugetraut haben.
Was werden Sie anders machen als Ihr Vater?
F. Hirtreiter: Mein Vater ist der Stratege aus einer anderen Branche, der das Ganze aufgebaut hat. Ich habe alle Stufen im Autohaus durchgemacht, vom Auszubildenden bis zum Automobilkaufmann, und bin deswegen tiefer in den operativen Prozessen. Da können wir noch einiges optimieren. Was ich nicht ändern will, ist der Ansatz als Familienunternehmen. Die Mitarbeiter liegen mir am Herzen.
F. X. Hirtreiter: Die Vision zu entwickeln, den Mut und die Tatkraft zu haben, sie umzusetzen, sind 50 Prozent. Der Rest sind Prozesse. Auch deswegen ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu gehen. Denn wenn ich etwas hasse, dann sind das diese Tagesgeschäft-Erbsenzählereien. Aber das muss gemacht werden, um den Erfolg zu sichern. Mit 1000 Zahnrädern, die ineinandergreifen.
Sie feilen jetzt also so lange an den Zahnrädern, bis es zehn Millionen Euro Ergebnis sind?
F. Hirtreiter: Über viele Jahre gesehen ja. Aber jetzt müssen wir erst Mal die fünf in diesem Jahr schaffen und mittelfristig sieben Millionen.
Was ist die größte Herausforderung als neuer AVP-Chef?
F. Hirtreiter: Viele, viele kleine. Wir sind weiter im Digitalen intensiv unterwegs. Ich möchte, dass wir auf der Homepage direkt mit den Kunden chatten. Ich habe gerade einen Personalreferenten aufgebaut. Auch bei den Stückzahlen sehe ich noch Potenzial. Gerade mit etwas älteren Gebrauchten.
Werden Sie in 30 Jahren noch ein Autohaus an Ihre Kinder übergeben können, oder werden die Konzerne bis dahin alles in der Hand haben?
F. Hirtreiter: Letzteres glaube ich nicht. Es wird verschiedene Kanäle geben, aber die Kunden werden immer einen Ansprechpartner wollen. Bei uns auf dem flachen Land wird man immer ein Auto brauchen – und ich glaube nicht, dass Volkswagen in Deggendorf ein Autohaus baut.
F. X. Hirtreiter: Ein ganz einfaches Beispiel, das sich zurzeit jeden Tag abspielt: Wer hält denn den Kopf hin in der Dieselkrise? Das sind doch wir, die Händler. Das kann der Hersteller nie und nimmer – und wird es auch in 30 Jahren nicht können.
Ein guter Rat an Kollegen, die vor der Übergabe stehen?
F. X. Hirtreiter: Machen sie es rechtzeitig, konsequent und von Vertrauen erfüllt.
F. Hirtreiter: Kann ich nur unterschreiben. Und man muss offen miteinander reden, wie man es sich vorstellt.