Das Hemd magentafarben, der Handschlag fest, von Aufregung keine Spur – dabei ist es der erste öffentliche Auftritt von Adel Al-Saleh als Chef der Telekom-Tochter T-Systems. Telekom-Frontmann Tim Höttges hat ihn an die Spitze der kriselnden Geschäftskundensparte gesetzt. Al-Saleh ist Höttges' Mann für die Wende.
Auf der Hannover Messe, wo Al-Saleh auf viele Kunden trifft, kündigt er an: „2020 wollen wir wieder profitabel sein.“ Er sagt es mit Nachdruck – und man nimmt es dem 54-jährigen Amerikaner ab. Dass der Weg zu schwarzen Zahlen schwierig wird, sagt er aber auch. „Ich bin mehr als 30 Jahre in der Branche und kenne das Geschäft.“ Dass Verträge nicht verlängert werden, sei normal. „Das Problem ist aber, wie viele Verträge wir in so kurzer Zeit verloren haben.“ Mit dem Abgang von Thyssenkrupp ging T-Systems jüngst ein 700- Millionen-Euro-Auftrag verloren.
Das Geschäft mit der Autoindustrie, das bei T-Systems mehr als die Hälfte des Umsatzes ausmacht, wuchs zuletzt nicht mehr signifikant. Al-Saleh soll das ändern. „Ich arbeite seit vier Monaten intensiv an der Neuausrichtung des Unternehmens. Wir bauen radikal um.“ Dass er das kann, hat er bei seinem alten Arbeitgeber, dem britischen Unternehmen Northgate Information Solutions, gezeigt: Er verpasste ihm eine neue strategische Ausrichtung samt neuer Schuldenstruktur, wodurch Goldman Sachs größter Anteilseigner wurde. Al-Salehs Familie wohnt weiterhin in London. Eines seiner vier Kinder schließt dort erst noch das College ab. Deshalb pendelt er jede Woche nach Bonn.
Um Kosten zu drücken, will Al-Saleh die Zusammensetzung der Belegschaft von T-Systems verändern: „Wir brauchen mehrere Tausend Mitarbeiter in Indien – die wir aktuell nicht haben.“ Außerdem unterteilt er T-Systems in elfEinheiten. „Es geht nicht mehrdarum, welcher Kunde wie viel Geld einbringt, sondern welche Produkte funktionieren.“ SAP, Datenschutz, Digital-Beratung oder das Internet der Dinge sind Einheiten, nach denen er T-Systems neu ordnet. Hinter allem steht der unerschütterliche Wille: „Wir wollen in Europa wieder an die Spitze.“
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