Hoffen auf Schnee und Eis

München. Die Winterreifen­saison hat begonnen. Jetzt kommt es auf das Wetter an, ob 2016 gut oder schlecht wird. "Viele Verbraucher benötigen immer noch den Impuls gefrorener Autoscheiben oder entsprechender Glatteismeldungen", heißt es dazu von Pneuhage. Bisher lief 2016 jedenfalls eher verhalten. Die Pkw-Reifenverkäufe liegen bis Ende September leicht unter Vorjahr, Offroad-Reifen leicht darüber.

Euromaster-Geschäftsführer Andreas Berents spricht im Pkw-Bereich von einer anhaltenden Negativentwicklung, die man mit Servicedienstleistungen kompensiere. Bei Premio sieht man die negative Marktentwicklung, konnte sich bisher aber dennoch gut entwickeln, wie Leiter Claus-Christian Schramm berichtet. Der deutsche Pirelli-Vertriebschef Andreas Penkert beobachtet zudem eine negative Preisentwicklung im laufenden Jahr. Bei Pneuhage spricht man von einer Entwicklung auf Vorjahresniveau.

Doch noch kann sich viel ändern: Typischerweise wird rund ein Drittel der jedes Jahr verkauften Reifen im Oktober oder November abgesetzt, bei den Winterreifen sind es gar zwei Drittel. Die Erwartungen liegen im Bereich des Vorjahresniveaus bis leicht darüber.

Ein Trend, der die Abhängigkeit vom Wetter im Herbst abmildern könnte, sind die zuletzt stark steigenden Verkäufe von Ganzjahresreifen. Stand Ende September liegen sie 21,4 Prozent im Plus und es wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet. "Wir erwarten einen höheren Absatz im Ganzjahresreifen-Geschäft", sagt Euromaster-Chef Berents. Er geht davon aus, dass die Entwicklung anhalten wird – vor allem in Regionen, in denen wenig Schnee fällt. Zudem hat sein Unternehmen gerade ­eine Kampagne gestartet, mit der gezielt Frauen für Ganzjahresreifen interessiert werden sollen.

Pirelli-Vertriebschef Penkert sieht "starkes Wachstum" im Ganzjahresreifen-Segment, vor allem bei kleineren Fahrzeugen bis zur mittleren Kompaktklasse sowie bei älteren Autos. "Ab der Mittelklasse aufwärts sind die Absatzzahlen der Sommer- und Winterreifen stabil geblieben." Penkert erwartet gar ab 2017 eine Abschwächung des Trends zum Ganzjahresreifen.

Dieser Trend ist für die Branche problematisch. Der Wegfall von Wechsel und Einlagerung kostet nicht nur Umsatz, sondern auch Kontakt zum Kunden. Damit wird es schwieriger, zusätzliches Geschäft im Servicebereich zu machen.

Der Reifenfachhandelsverband BRV sieht den Trend entsprechend kritisch und will Händlern Argumente für den Reifenwechsel an die Hand geben. Dabei hilft auch, dass zuletzt ADAC und Stiftung Warentest zum Ergebnis kamen, dass Ganzjahresreifen "noch nicht gut" seien. Die beiden besten Reifen im Test bekamen nur die Note 3,4. Die besten Winterreifen schafften eine 2,2.