Wie sollte der Autohandel in Corona-Zeiten auf leere Autohäuser und ausbleibende Showroom-Besucher reagieren? Reicht es aus, fast schon flehentliche E-Mails an die Bestandskunden zu senden? Auf welchen Kanälen nehmen Autokäufer das Angebot unter den Bedingungen einer Pandemie noch wahr? Für diese Fragen gibt es eine einfach klingende Antwort, doch die Folgen sind komplex: Es geht um die beschleunigte Digitalisierung des gesamten Automobilvertriebs.
"Automarken und Autohändler, die jetzt entschlossen reagieren und ihre Prozesse neu aufstellen, haben eine gute Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen", sagt Axel G. Heyenga, der bei dem US-Softwareunternehmen Adobe den Bereich Automotive in Europa verantwortet.
Heyenga wirft der Autobranche keineswegs vor, die Digitalisierung verschlafen zu haben. "Die Branche ist schon sehr gut unterwegs bei vielen digitalen Prozessen. Die Corona-Krise legt nun aber die Bruchstellen zwischen analoger Vertriebswelt und neuer digitaler Welt deutlicher offen als je zuvor." Ein Kernproblem aller Automobilmarken sei der kaum vorhandene direkte Kundenkontakt: "Die direkte Kommunikation zwischen Kunde und Marke findet bislang noch fast ausschließlich über den Händler statt. Beim Weg von der Markenwebsite zum Händler vor Ort passiert dann regelmäßig ein Bruch. Der Händler weiß in den meisten Fällen nicht, welches Fahrzeug sich der Kunde schon zusammenkonfiguriert hat, und die ganze Prozedur geht von vorn los." Solche Brüche müsse ein zukunftsgerichteter Automobilvertrieb vermeiden.