Mit dem Verdacht illegaler Absprachen bei der Abgasreinigung ist der nächste Imageschaden für die deutschen Autohersteller entstanden. Und wieder geht es um das Thema Umwelt, das die Öffentlichkeit besonders sensibel beobachtet. Die Branche, ohnehin vieler Anschuldigungen ausgesetzt, macht sich damit ein weiteres Mal unglaubwürdig. Man kann nicht auf der einen Seite „Fridays for Future“ gut finden und auf der anderen Seite Umweltvorschriften umgehen wollen. Egal, was von den Vorwürfen der EU am Ende übrig bleibt: Beim Bürger verliert die Branche weiter an Ansehen. Langfristig könnte dieser Imageschaden schwerer wiegen als mögliche Strafzahlungen.
Die Politik trägt eine Teilschuld am Chaos. Brüssel und Berlin machen Vorschriften, ohne die technischen Kenntnisse zu haben. Die CO2-Regeln sind so willkürlich wie die 40 Mikrogramm bei Stickoxid in der City. Für die absurde Dieselpanik in der Öffentlichkeit sind auch sie verantwortlich.
Doch wenn es zwischen BMW, Daimler und VW Absprachen gegeben hat, um bei AdBlue-Tanks zu schummeln, darf sich die Branche nicht wundern, wenn das Ansehen weiter bröckelt. Die Branche ist mittlerweile gewarnt und weiß, dass sie nach dem Dieselskandal unter strenger Beobachtung steht. Doch die Absprachen, die die EU als erwiesen ansieht, liefen von 2006 bis 2014 – da hatte man sich noch mehr erlaubt als heute. An der Front stehen nun die Händler. Sie sind es, die den Ärger abkriegen. Mögliche Ansprüche der Kunden über einen Mangel am Auto treffen sie als Erste.
Dieselgate, falsche Verbrauchsangaben, mögliche Kartellabsprachen – die Branche täte jetzt gut daran, das Thema Umwelt ernst zu nehmen und das eigene Image zu verbessern. VW-Chef Herbert Diess hat sich schon entschieden und setzt voll auf Elektromobilität. Weil er weiß: Es gibt keine Alternative zu einer radikalen Wende.
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