In der männerdominierten Automobilindustrie ist Rita Forst eine Ausnahmeerscheinung. Von 2010 bis 2012 war sie Entwicklungschefin von Opel und eroberte damit eine der letzten Bastionen, die jahrzehntelang ausnahmslos von Männern besetzt wurden. In dieser Position nahm sie eine Schlüsselposition bei der Zukunftsgestaltung der Marke ein.
Wer nun erwartet, auf eine kühle Herrscherin über 6000 Ingenieuren zu treffen, wird angenehm enttäuscht. Nicht nur der Autor dieser Zeilen kennt Forst als herzlichen Gesprächspartner, der zuhören kann und keine Arroganz nötig hat, um sich Respekt zu verschaffen. Im Internationalen Technischen Entwicklungszentrum (ITEZ) von Opel in Rüsselsheim begnügt sich Forst mit einem Standardbüro, in dem keine verchromten Automodelle stehen, sondern Familienfotos und eine Kokosnuss.
Die "harte Nuss“ hat ihr ein früherer Vorgesetzter geschenkt, als sie die Leitung der Dieselmotorenentwicklung antrat. Die 62-jährige Maschinenbau- Ingenieurin muss heute niemandem mehr beweisen, dass sie harte Nüsse knacken kann. "Ich habe Karriere gemacht, weil ich gut bin, und nicht, weil ich eine Frau bin“, stellt sie knapp fest. Die Frage nach ihrer Meinung zu einer Frauenquote erübrigt sich damit. Schon als Kind kam für Rita Forst, die auf einem Bauernhof im Taunus aufwuchs, nichts anderes infrage als ein Beruf rund um Motoren und Autos. Bei ihrem Studium der Energie- und Wärmetechnik in Darmstadt war sie eine Exotin – rundum nur Männer. 1977 schloss sie mit 22 Jahren ihr Studium ab und stieg bei Opel ein. Vier Jahre später war sie Projektingenieurin und leitete verschiedene Motorenentwicklungen.