Man kann Cyrus Mistry nicht vorwerfen, übereilt nach einem Nachfolger für die schlingernde Automarke Tata gesucht zu haben. Gut zwei Jahre lang hat sich der Chef des Tata-Konzerns Zeit gelassen, um die vakante Position an der Spitze von Tata Motors neu zu besetzen. Im Januar 2014 war Vorstandschef Karl Slym von einem Balkon in Bangkoks Top-Hotel Shangri-La gestürzt. Ob es sich um einen Unfall oder einen Selbstmord handelte, wurde bislang nicht geklärt.
Nun hat der frühere deutsche Airbus- und Daimler-Manager Günter Butschek als Vorstandsvorsitzender und Managing Director unterschrieben. Der 55-Jährige wird am 15. Februar seinen Posten in Mumbai antreten. Indiens Börse reagierte positiv auf den Deutschen. Die Erwartungen an Butschek sind hoch, denn Tata Motors steckt in der Krise. Bei Tata werden deutsche Tugenden geschätzt, auch die Spitze der Tata-Tochter Jaguar Land Rover ist mit Ralf Speth mit einem Deutschen besetzt. Die britische Marke ist die Ertragsperle der Autosparte von Tata. Die Marke Tata dagegen leidet unter schwachem Absatz, Ertrag und Image. Im indischen Heimatmarkt verlor sie zwischen April und Dezember zwei Prozent, während der Markt neun Prozent zulegte. In fünf der vergangenen sieben Quartale schrieb Tata Motors Verluste.
Butschek war bis Dezember 2014 als Chef des operativen Geschäfts die Nummer zwei beim Flugzeugbauer Airbus. Die längste Zeit seines Berufslebens verbrachte er aber bei Daimler. Zuletzt leitete er das China-Joint-Venture Beijing Benz Automotive. Mistry setzt also auf die Macher-Qualitäten eines asienkundigen Autoexperten. "Herr Butschek bringt große internationale Erfahrung in wachsenden Unternehmen und in sich entwickelnden Märkten mit", begründete er die Entscheidung für den deutschen Manager.
Butschek hat sich für die schwierige Aufgabe eine lange Bedenkzeit genommen. Schon seit Ende 2014 soll er im Gespräch mit Mistry gewesen sein, heißt es in indischen Medien. Nun stellt sich der Manager fern der Heimat der Herausforderung seines Lebens.