Wann kommt das immer mal wieder ins Gespräch gebrachte Automobil aus dem 3D-Drucker? Vermutlich nie, zumindest nicht in den nächsten Jahren, sagen Experten. „Auf absehbare Zeit“ werde es ein vollständig gedrucktes Fahrzeug nicht geben, betont, Holger Heyn, Leiter des Bereichs „Zukunftstechnologien Produktion“ im VW-Konzern. Martin Hillebrecht geht noch einen Schritt weiter: „Das macht aus meiner Sicht keinen Sinn“, sagt der 3D-Druck-Experte des Entwicklungsdienstleisters Edag, der seit Jahren den 3D-Druck forciert. Er erwartet, dass der 3D-Druck sich als wichtige Ergänzung zu konventionellen Verfahren etablieren, diese aber nicht überflüssig machen wird.
Dabei richtet sich die Skepsis keineswegs gegen den 3D-Druck, sondern nur gegen übertriebene Erwartungen an die Technologie. Sie kommt zwar für Prototypenteile aus Kunststoff seit mehr als zwei Jahrzehnten zum Einsatz. Aber wenn es um Teile geht, die im Fahrzeug verbaut werden oder gar um Metallteile, steht das Verfahren noch am Anfang seiner Entwicklung.
Doch dort, wo er seine Stärken voll ausspielen und damit die hohen Kosten und den langsamen Prozess rechtfertigen kann, wird der 3D-Druck schon heute sehr geschätzt. Im VW-Konzern werde derzeit „der Großteil der Geräte für Werkzeuge, Vorrichtungen, Betriebsmittel und Prototypenbauteile eingesetzt. Der Anteil von Teilen, der in Kundenfahrzeugen eingesetzt wird, ist derzeit noch sehr klein“, erläutert Holger Heyn. Denn für Werkzeuge und Vorrichtungen ist der 3D-Druck prädestiniert: Es geht um die Herstellung von Einzelstücken. Und per 3D-Druck werden hier Geometrien möglich, die mit anderen Verfahren nicht realisierbar sind, beispielsweise Kühlkanäle in Werkzeugen, mit denen dann Tausende oder Millionen von Bauteilen kostengünstiger oder in besserer Qualität gefertigt werden können. Edag-Experte Hillebrecht nennt hier auch Greifer und Handhabungsvorrichtungen, die durch 3D-Druck leichter werden, weil völlig neue Geometrien möglich werden. Und „ultraleichte Betriebsmittel können in einer Serienproduktion massiv Energie sparen“, so Hillebrecht.