München. Der Gebrauchtwagenmarkt bleibt stark – das ist die zentrale Aussage, die sich aus der diesjährigen Experten-Umfrage der Automobilwoche zum Gebrauchtwagengeschäft 2016 ergibt.
"Gebrauchtwagenmarkt brummt"
In der Frage nach dem Volumen im Jahr 2016 überwiegen klar die Optimisten. "Wir erwarten zumindest das gleiche hohe Niveau an Gebrauchtwagenverkäufen wie 2015", sagt Torsten Wesche, Leiter Händlervertrieb bei Mobile. de. "Dafür spricht die ordentliche konjunkturelle Lage in Kombination mit den niedrigen Arbeitslosenzahlen."
Sebastian Lorenz, Vice President Consumer von AutoScout24, rechnet mit einem "stabilen Markt mit moderat steigenden Fahrzeugverkäufen". Als Grund dafür nennt er unter anderem die Entwicklung auf der Angebotsseite. So kämen nun verstärkt Gebrauchte auf den Markt, die zu Zeiten der Abwrackprämie angeschafft wurden. Zudem werde die gestiegene Modellvielfalt "erstmals voll im Gebrauchtwagensektor sichtbar" und erschließe neue Käufergruppen.
Der ZDK prognostiziert 7,3 bis 7,4 Millionen Besitzumschreibungen. "Der seit 2009 zu beobachtende Wachstumstrend wird sich fortsetzen", heißt es vom Verband.
Die DAT sieht Potenzial für eine weitere Steigerung um bis zu zwei Prozent. "Durch die gestiegenen Neuzulassungen sind mehr Fahrzeuge im Umlauf, die wieder über die Gebrauchtwagenschiene vermarktet werden müssen", heißt es von der DAT.
Bei Schwacke erwartet man zwar einen leichten Rückgang auf 7,2 Millionen Besitzumschreibungen, betont aber: "Das ist Rekordniveau. Der Gebrauchtwagenmarkt brummt."
Zudem hat der BVfK einige seiner Händler befragt. Hier halten sich positive und negative Einschätzungen des Marktvolumens in etwa die Waage.
"Wir gehen davon aus, dass sich die positive Restwertentwicklung 2016 fortsetzt, wenn auch in abgeschwächter Form", sagt Christoph Ruhland, Vorstandsmitglied bei Schwacke. Der leichte Anstieg werde über alle Segmente gehen. Allerdings schränkt Ruhland ein: "Die große Unbekannte ist natürlich die VW-Dieselaffäre."
Der ZDK erwartet stabile bis leicht steigende Preise. Zur guten Nachfragesituation komme ein hoher Anteil gut ausgestatteter, hochwertiger junger Fahrzeuge. Bei Mobile.de klingt das ähnlich: Nachdem der steigende Anteil junger Gebrauchter schon 2015 den Durchschnittspreis nach oben getrieben hat, werde das 2016 in abgemilderter Form weitergehen, sagt Wesche. AutoScout24 rechnet ebenfalls mit moderat steigenden Preisen. "Die Nachfrage aus den europäischen Nachbarländern wird 2016 im Vergleich zu den Vorjahren wieder anziehen", erklärt Lorenz.
Die DAT sieht ebenfalls Steigerungspotenzial, nachdem sie bereits zum Ende 2015 einen Anstieg notiert hatte. "Die Ausgangssituation für das neue Jahr ist gut", heißt es. Gründe sind die Binnenkonjunktur sowie eine Verknappung des Angebots in Deutschland, weil die Märkte in Frankreich, Spanien, Italien und Osteuropa wieder mehr Fahrzeuge abnehmen.
Einzig beim BVfK überwiegen die Skeptiker, die von sinkenden Preisen ausgehen. Als Gründe werden unter anderem die Verunsicherung der Verbraucher durch den Abgasskandal und sinkende Neuwagenpreise genannt.
Hier nennen die Experten sehr unterschiedliche Aspekte. Bei Schwacke erwartet man einen Trend zu SUVs, zudem eine zunehmende Bedeutung der Konnektivität. Der ZDK erwartet ein weiteres Ansteigen der Eigenzulassungen und Verkäufe an Vermieter. Inzwischen kämen so 1,3 Millionen junge Gebrauchte pro Jahr auf den Markt. Bei der DAT fragt man dagegen inzwischen, wie lange es mit dem Trend zu jungen Fahrzeugen weitergehen werde. Mobile.de erwartet unter anderem eine verstärkte Ausrichtung auf mobile Endgeräte sowie virtuelle Verkaufsgespräche. Auch das Thema Inzahlungnahme bleibe hochaktuell, heißt es.