An der Schule meines Sohnes gab es kürzlich eine Berufs-Infomesse. Viele Unternehmen bewarben sich mit teilweise aufwendigen Ständen um das Interesse der Schülerinnen und Schüler. Am Ende konnten diese dann abstimmen, welche Angebote ihnen am besten gefallen haben. Das Ergebnis: Bei den Jungen landete ein Autozulieferer (Webasto) auf Platz eins, bei den Mädchen ein Hotelier. Auch MTU Aero Engines weckte das Interesse vieler Jungen, während sich die Mädchen für Medizinberufe interessierten. Es ist zu befürchten, dass diese Detailaufnahme repräsentativ ist. Offenbar wächst hier die nächste Frauengeneration heran, die sich wenig für Technikberufe interessiert. Nicht nur Webasto, alle Unternehmen der Automobilbranche werden es also auch in Zukunft schwer haben, genügend weiblichen Nachwuchs zu finden, um die von der Politik geforderte Frauenquote in Führungspositionen zu erfüllen. Technologisch orientierte Firmen wie die der Automobilindustrie stehen vor einer kaum zu lösenden Aufgabe.
Bei der Neubesetzung von Aufsichtsratspositionen kann sich die Industrie auf der Kapitalseite noch mit branchenfremden Frauen behelfen – oder mit "Quereinsteigerinnen“ wie Ursula Piëch. Immerhin gingen 10,7 Prozent der neu zu besetzenden Aufsichtsratspositionen in deutschen Großunternehmen seit 2011 an Frauen, wie die Personalberatung Egon Zehnder berechnet hat. Derzeit liegt der Frauenanteil unter den 3,7 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie bei 24 Prozent. Das ist der Anteil, den man auch in den meisten Unternehmen der Automobilindustrie findet. Das bedeutet: Wenn die Opposition ihre Forderung einer Quote von 40 Prozent in Führungspositionen durchsetzten könnte, oder die CDU ihre neue Idee von 30 Prozent, wären Frauen gemessen an der Gesamtbelegschaft im Management der Autohersteller überrepräsentiert. Die Unternehmen werden darauf nicht anders reagieren können als mit der Berufung von Alibi- Frauen. Das wird eine teure, aber weitgehend sinnlose Veranstaltung. Was eigentlich getan werden müsste: Mädchen schon in der Schule und zu Hause für technische Berufe zu interessieren. Das wäre dann eine gesellschaftliche und politische Aufgabe. Die ist aber mit einem Gesetz nicht zu lösen.