Schon wieder wurden die Eliten von einem Wahlausgang überrascht. Bereits beim Brexit war zu erkennen, dass die Meinungsforschung versagt und man sich schon gar nicht auf tendenziöse Berichterstattung verlassen sollte.
Dennoch tappten Politik, Wirtschaft und Medien erneut in die gleiche Falle. Wirklich töricht ist es aber, einem demokratisch gewählten Donald Trump sein Missfallen am Wahlausgang kundzutun. Damit zerschlägt man das Porzellan-Service, bevor das erste transatlantische Kaffeekränzchen überhaupt stattgefunden hat.
Natürlich muss man sich als Firmenlenker bei Trumps Wahlkampfaussagen Sorgen machen. Audi und Volkswagen werden wohl weitere Rückstellungen bilden müssen. Ohne Frage wäre es für die Weltwirtschaft schlecht, sollte Trump den angekündigten Protektionismus in die Tat umsetzen.
Aber höhere Zölle für Produkte aus Mexiko beträfen Ford oder Delphi genauso wie Audi oder Conti. TTIP spielt bei alledem keine Rolle. Das geplante Handelsabkommen war schon zum Scheitern verurteilt, als Trump noch Reality-TV-Star in „The Apprentice“ war. Trump hat die Wahl gewonnen, weil er sich um den Mittleren Westen – um Heartland America – gekümmert hat. Um die Worker bei Caterpillar oder Harley-Davidson und weniger um die Digital Nerds im Silicon Valley.
Warten wir doch erst mal ab. „America First“ ist eine legitime Ansage. Das ist der Auftrag eines US-Präsidenten. Vielleicht führt das ja auch bei uns zur Formulierung wirklicher Ziele. Wie wäre es mit einer konsequenten Industriepolitik für die Autobranche oder einem geschlossenen „Europe First“? Vielleicht verschafft uns Trump ja sogar etwas Zeit, bei der Digitalisierung aufzuholen.
In einem Punkt sorgt der künftige US-Präsident allerdings jetzt schon für Klarheit. „Petrol First“ wird sein Motto sein. Zusammen mit dem chinesischen Fünfjahresplan für E-Mobilität könnte das eine exzellente Planungsgrundlage für die beiden größten Automärkte der Welt werden. Da bliebe dann sogar noch etwas mehr Zeit, um über die verbleibenden Absatzmärkte für den Diesel nachzudenken.