Herr Hampf, auf was kommt es in den nächsten fünf Jahren im Interieur an – was ist den Kunden besonders wichtig?
Die nahtlose Verbindung zur Außenwelt – das, was wir im täglichen Leben tun, jederzeit auch im Inneren des Autos fortzusetzen – ist zunehmend wichtig. Momentan ist das Auto noch ein relativ isoliertes Produkt. Beispielsweise ist das Verlangen groß, während der Fahrt zum Mobiltelefon zu greifen – auch wenn es möglicherweise gefährlich ist. Wir als Autohersteller müssen diesem Begehren entgegenkommen, der Kunde erwartet die Möglichkeit dieser Verbindung. Wir müssen das nur so integrieren, dass es auch beim Autofahren gefahrlos möglich ist.
In der Interieur-Studie, die Sie in Las Vegas gezeigt haben, sah man ein Bücherregal und große Bildschirme im Fahrzeug. Es geht scheinbar immer mehr darum, die Fahrzeuginsassen zu beschäftigen. Warum?
Wir erkennen damit unter anderem die Wichtigkeit der hinteren Sitzreihe an. BMW kommt aus einer Tradition der Fahrerorientierung. Es ging immer um den Fahrererlebnisplatz, den einen, wichtigsten Platz im Auto. Die anderen sind Mitfahrer. In unserer Interieur-Studie versuchen wir, ein Gegenargument zu schaffen. Es geht um alle Personen im Auto, ob das jetzt Kinder, Freunde, ein Chauffeur oder Arbeitskollegen sind. Durch ein Bücherregal versuchen wir, das natürlich etwas übertrieben zu illustrieren.
Also Freude am Gefahrenwerden?
Genau. Der Fahrer hat natürlich immer noch die Kontrolle und kann selbst entscheiden, ob er zum Lenkrad greift. Wenn er nicht dazu greift, müssen wir auch dann Angebote schaffen, die Spaß machen. Gleichzeitig berücksichtigen wir auch alle anderen Insassen im Fahrzeug.
Wird das Lenkrad irgendwann zur Sonderausstattung?
Möglicherweise, aber das wird noch dauern. Wir sprechen von fünf Levels des autonomen Fahrens, das fünfte Level hat kein Lenkrad mehr. Das ist natürlich für ein Unternehmen, das vom puren Fahrerlebnis her kommt, jene Ausprägung der Automatisierung, die am weitesten vom originären Kernerlebnis weg ist. Gerade deshalb denken wir intensiv darüber nach. Ich glaube, es ist nicht ausgeschlossen, dass es BMWs ohne Lenkrad geben kann.
Darüber stehen Sie bestimmt im Austausch mit Kunden. Welche Rückmeldung bekommen Sie – ein BMW ohne Lenkrad?
Das Feedback ist sehr unterschiedlich. Natürlich gibt es eine eingefleischte Gemeinde, der es missfällt, dass wir überhaupt darüber nachdenken. Auf der anderen Seite wird uns aus Märkten wie China zurückgespielt, dass viele Leute bereits einen Fahrdienst dem klassischen Selberfahren vorziehen. Denn mit Parkplatzsuche und Stress bei hohem Verkehrsaufkommen kann es viel angenehmer sein, sich hinten in das Fahrzeug zu setzen und die Zeit produktiv zu nutzen. Die Frage ist: Wo kann ich klassische Fahrfreude nach wie vor erzeugen, wo werde ich diesem Erlebnis als Unternehmen noch gerecht und wo definiert sich Freude möglicherweise auch anderweitig? Da geht es sicherlich auch um die Freude am Gefahren werden.