Stadthagen. Vom 1. September 2015 an wird es ernst mit der Abgasnorm Euro 6, denn dann muss jeder neu zugelassene Pkw in der EU die neuen Grenzwerte erfüllen. Während jedoch für Dieselfahrzeuge ein Partikelausstoß von höchsten 4,5 Milligramm pro Kilometer gilt, tritt dieser Wert für Ottomotoren mit Benzin-Direkteinspritzung erst vom Jahr 2017 an in Kraft (Euro 6c). In China verhält es sich mit der Abgasgesetzgebung übrigens ganz ähnlich. Viele Hersteller erklären, man werde die Verringerung der Feinstaubemission mit „innermotorischen Maßnahmen“ erzielen – etwa durch eine noch feinere Zerstäubung des Kraftstoffs, wodurch die Verbrennung rückstandsfreier abläuft. Doch nicht alle kommen mit derlei Ingenieurtricks über die Feinstaubhürde.
Serienproduktion angelaufen
In dem Fall könnte der Automobilzulieferer Faurecia helfen. Das französische Unternehmen hat den weltweit ersten Partikelfilter für Ottomotoren zur Serienreife entwickelt. Die Serienproduktion des Benzinpartikelfilters ist bereits angelaufen, der neuartige Abgasreiniger soll zunächst bei einer „europäischen Premiummarke“ zum Einsatz kommen. „Rußpartikel sind kein spezifisches Dieselproblem“, sagt Emmanuel Jean, Abgasexperte bei Faurecia Emissions Control Technologies. „Auch Benziner, darunter besonders die Motoren mit Direkteinspritzung, erzeugen Partikel.“ Und zwar deshalb, weil aufgrund der Direkteinspritzung in die Brennkammer den feinen Benzintröpfchen nicht mehr genug Zeit bleibt, sich vollständig mit der Luft im Zylinder zu mischen. Die Folge: Nicht vollständig verbrannte Benzintröpfchen verlassen den Brennraum in Form kleinster Rußpartikel. Das Problem ist mittlerweile ein Massenphänomen, denn durch den Downsizing-Trend werden immer mehr Benziner-Pkw mit direkteinspritzenden Ottomotoren ausgeliefert. „2016 wird in Europa jeder zweite Benziner-Pkw ein Direkteinspritzer sein“, sagt Jean. Die Motoren sind zwar sparsamer, schaffen aber ein neues Problem: das der Rußpartikel im Abgas.
Zielmarkt China
Im Prinzip funktioniert der Benzinpartikelfilter genau so wie der Dieselpartikelfilter. Allerdings kommt als Filtermaterial Cordierite zum Einsatz, ein synthetischer Keramik-Werkstoff. Die ausgefilterten Partikel werden dann von Zeit zu Zeit durch heiße Luft aus dem Motor verbrannt – und zwar immer dann, wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt. Durch dieses regelmäßige Ausbrennen des Filters wird die Gefahr einer Verstopfung gebannt. Nach Angaben von Faurecia eignet sich der Benzinpartikelfilter für Ottomotoren jeder Art und ist so ausgelegt, dass er ein komplettes Autoleben hält. Die Entwicklung des Benzinpartikelfilters hat im Jahr 2011 begonnen. Jetzt glaubt man beim französischen Zulieferer, dass dieses neue Bauteil rasch zu einer Standardkomponente wird – vor allem auf dem Benziner-Markt China.