In den vergangenen Jahren hat sich der Autobauer Seat innerhalb des VW-Konzerns als Referenzmarke bei Fahrzeugen mit Erdgas als Kraftstoffart positioniert. Die Spanier zeichnen für die Entwicklung des umweltfreundlichen Antriebs verantwortlich. Seat ist davon überzeugt, dass Erdgas eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen fossilen Kraftstoffen ist.
Doch der Mutterkonzern Volkswagen stoppt die Weiterentwicklung dieser Antriebsform. Zwar haben die Wolfsburger mit den neuen CNG-Versionen (Compressed Natural Gas) des Škoda Scala und Kamiq konzernweit 19 Fahrzeuge mit Gasantrieb im Angebot. Aber einen Nachfolger werden diese Autos wohl nicht mehr bekommen.
Edgar Costa, Compliance Officer Sustainability & Environment bei Seat, hat denn auch die mittelfristige Perspektive im Blick. "Mindestens bis 2023 werden wir weiterhin CNG-Autos produzieren. Dann werden wir sehen, ob wir uns hauptsächlich auf Elektroautos fokussieren werden." Dem Manager ist jedoch durchaus bewusst, dass dem Elektroauto innerhalb des Konzerns eine große Bedeutung beigemessen wird. Costa sieht CNG bei Seat aber als "eine gute zusätzliche Möglichkeit, die Emissionen zu reduzieren".
Doch trotz der Modelloffensive der VW-Gruppe ist die Nachfrage nach Gasmodellen nicht gewachsen. Weltweit hat der Volkswagen-Konzern im vergangenen Jahr nur 110.000 CNG-betriebene Autos verkauft. In Deutschland waren es nur 7700 Autos – von allen Herstellern zusammen. Dazu mag auch das immer noch relativ dünne Tankstellennetz beigetragen haben. Statt der mittelfristig in Deutschland geplanten 2000 Zapfstellen gab es hierzulande Ende 2019 nur 837. Ein relativ dichtes Tankstellennetz existiert bislang nur in Norditalien und der Schweiz. Angst braucht vor dem Brennstoff jedenfalls niemand zu haben. Erdgas ist nicht krebserregend. Sicherheitsventile sorgen im Schadensfall für ein gezieltes Abblasen oder bei Hitzeeinwirkung, so beim Brand eines Autos, für ein kontrolliertes Abbrennen der Gasfüllung. So kann es nicht zu einer Explosion kommen. Im Freien besteht selbst beim Entweichen großer Gasmengen keine Explosionsgefahr, da sich Erdgas sofort verflüchtigt.
Erdgas gehört wie Erdöl und Kohle zu den brennbaren organischen Rohstoffen. Es besteht aus 85 Prozent Methan sowie bis zu zehn Prozent Stickstoff und Kohlendioxid. Den Rest bilden höhere Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan und Butan.