"Er gibt Vollgas bis zum Schluss"

Thomas Weber ist in diesen Tagen kaum anzumerken, dass es seine letzten Auftritte in der Funktion als Entwicklungschef des Daimler-Konzerns sind. Ob bei der Messe in Paris, bei der Erweiterung der Batteriefabrik in Kamenz oder beim Nachhaltigkeitsdialog im Mercedes-Museum: Stets spricht der 62-Jährige mit der ihm eigenen Begeisterung für neue Technologien und Produkte aus dem Hause Daimler.

Geboren wurde Weber am 26. Mai 1954 in Scharnhausen bei Stuttgart. Nach einem Maschinenbau-Studium an der Uni Suttgart promovierte er 1987 und trat in den Daimler-Konzern ein, wo er nach Stationen in der Motorenproduktion 1999 die Leitung des Werks Rastatt übernahm und 2004 im Vorstand zum Leiter der Konzernforschung und Entwicklung bei Mercedes berufen wurde.

Die spannendste Phase erlebte er zum Ende seiner 13-jährigen Amtszeit. Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung verändern die Automobilindustrie so rasant wie nie zuvor. Für Weber galt bei allen neuen Technologien wie etwa einem Autopiloten stets die Prämisse, dass Zuverlässigkeit und Sicherheit vor Schnelligkeit gehen.

Die Ergebnisse des Umbruchs wird er nicht mehr in seiner alten Position erleben, doch sein Engagement konnte das nicht bremsen. "Er gibt Vollgas bis zum Schluss", sagt einer seiner Weggefährten. Weber galt als akribischer Arbeiter mit riesigem Pensum. Der Samstag war für die Familie reserviert, doch bereits am Sonntag wühlte er sich wieder durch Präsentationen und Technik-Papiere.

Ob er auf eigenen Wunsch seine Karriere beendet oder Platz machen muss für Ola Källenius, der auf seinem Weg an die Konzernspitze das wichtigste Ressort durchlaufen soll und ihm am 1. Januar 2017 folgt, bleibt offen. Ein Trost ist, dass Weber nicht ganz von der Bühne verschwindet.

2010 ernannte ihn die Uni Stuttgart zum Honorarprofessor. "Ich werde mich wieder mehr um die Wissenschaft kümmern", verrät er. Als Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften wird er weiterhin den Konzern beraten – ebenso wie die Politik. Der Professor geht, aber nicht ganz.