Tesla und wahrscheinlich auch Toyota stehen beide für neue Technologien, für die sich noch kein wirtschaftlich relevanter Markt entwickelt hat. Durch die Freigabe von Patenten wollen Tesla und Toyota ihre eigenen Entwicklungen als Standard etablieren. Tesla verfolgt mit der Patentfreigabe einen aus der IT-Branche bekannten "Open-Source"-Ansatz, mit dem neue Programme oder Protokolle zur Markteinführung komplett kostenlos angeboten und der Source Code beziehungsweise wesentliche Schnittstellen offengelegt werden. Auf diese Weise haben sich heute bekannte Marken wie Microsoft oder Android einen schnellen Markstart verschafft und sind schnell zum Industriestandard geworden.
"Entwicklungen als Standard etablieren"
Die heute angebotenen Brennstoffzellen-Fahrzeuge basieren auf Technologien, die bereits entwickelt worden sind. Es ist eher unwahrscheinlich, dass existierende Investitionen abgeschrieben werden, um nachträglich auf einen neuen Standard umzuschwenken. Die freigegebenen Patente können zum jetzigen Zeitpunkt nur in Modelle eingeschleust werden, die noch in einer frühen Entwicklungsphase sind, beziehungsweise von Unternehmen genutzt werden, die noch keine eigene Entwicklungsarbeit geleistet haben. Der Effekt auf dem Markt ist also in frühestens fünf Jahren zu erwarten, und damit auch eventuelle volumeninduzierte Kosteneffekte. Die Patentfreigabe kann eher dazu führen, dass sich im Bereich der Komponentenfertigung gewisse Cluster ergeben, die durch eine Konzentration der Kräfte die Entwicklung des Batterie- und des Brennstoffzellen-Systems unabhängig von der Fahrzeugintegration schneller vorantreiben.
Die Freigabe von Patenten gehorcht einer unternehmerischen Logik, die eher bei Startup-Unternehmen anzutreffen ist: Wenn sich das Risiko anzeichnet, dass ein Markt wegen zu großer Zersplitterung gar nicht zustande kommt, wird ein Unternehmer lieber seine Patente freigeben, um dann später mit den Produkten auch im Wettbewerb noch Geld zu verdienen, als die komplette Entwicklung abschreiben zu müssen. Große Autohersteller agieren tendenziell entgegengesetzt, und versuchen, eigene Standards und Entwicklungen als Differenzierung gegen den Wettbewerb einzusetzen, was im Umfeld etablierter Märkte auch durchaus rational ist.
Alle Technologiefelder, die sich in einer frühen Entwicklungsphase befinden und noch keinen etablierten Markt aufweisen, könnten von der Freigabe von Patenten profitieren - sofern sie technisch plausibel sind. Dazu könnte man im Moment unter anderem die Ladetechnologien für Elektrofahrzeuge rechnen wie etwa Schnellladung, induktives Laden und Grid Integration oder auch Home Integration-Technologien, wie soeben auf der CES gezeigt.