In diesem Jahr aber war es anders. Da erwarteten die Tech-Jünger, die zu Tausenden ins Park Theater im Hotel Monte Carlo geströmt waren: eine Entschuldigung, Understatement und vielleicht sogar ein bisschen Reue. Von Brian Krzanich. Seine Chipfirma Intel war wenige Tage vor Eröffnung der CES wegen enormer Sicherheitslücken in ihren Mikroprozessoren in die Kritik geraten. Die betroffenen Chips stecken in Abermillionen Smartphones, Computern und Großrechnern. Intels Inferno.
Krzanich soll davon gewusst haben und im November schnell noch Aktien und Optionen bis auf ein Mindestpaket verkauft haben. Damit hatte auch der Intel-Chef sein persönliches Inferno. Krzanich dementierte im Vorfeld, sein Aktienverkauf hätte mit der Sicherheitslücke irgendetwas zu tun. Als Ausdruck übermäßigen Vertrauens in das eigene Unternehmen lässt sich das aber kaum interpretierten. Eine Entschuldigung? Fehlanzeige.Brian Krzanich ist ganz Visionär. Da schaut man schließlich nicht zurück, sondern immer nur nach vorn. Seit 30 Jahren arbeitet er bei Intel. Nach seinem Chemie-Studium an der San José State University, nicht weit weg vom Intel-Hauptquartier, heuerte er bei dem Chipgiganten an und arbeitete sich hoch.
Der 57-Jährige verkörpert den amerikanischen Traum, lebt vor, dass man auch ohne Eliteabschluss an die Spitze eines Großkonzerns kommen kann. Diesen Geist trägt er ins Unternehmen, erzählen Intel-Mitarbeiter. Krzanich beeindrucken Top-Abschlüsse und mustergültige Lebensläufe nicht. Er stellt lieber Menschen mit Visionen ein, die über den Tellerrand blicken und vernetzt denken.Seit zwei Jahren steht Krzanich an der Spitze von Intel. Es scheint seine Vision zu sein, den Chiphersteller zum Mobilitätsdienstleister umzubauen und auf diesem Feld weltweit Standards zu setzen. Unter Krzanich hat Intel das israelische Start-up Mobileye gekauft, das Software für autonome Autos liefert. Unter ihm wurde die Kooperation mit BMW für eine selbstfahrende Plattform gestartet und Intel ist zum Teilhaber beim Kartendienst Here geworden.
Krzanich probiert gerne Neues aus. Das zeigte er auch auf der CES-Bühne. Er stieg als erster Passagier in einen Volocopter – das autonome Flugtaxi des gleichnamigen Münchner Start-ups. Aus dem Cockpit rief Krzanich: „Das war fantastisch. Das war der beste Flug, den ich je hatte. Eines Tages wird jeder mit so etwas fliegen.“Lesen Sie auch: