Der Zweimetermann ruht auch in schwierigen Situationen in sich. Selbst wenn er nach angeblichen Manipulationen an den Dieselmotoren der PSA-Gruppe gefragt wird, bleibt der 52-Jährige gefasst, sein Tonfall sonor. Diese Ruhe hat ihren Ursprung in einem Städtchen an der Nordküste der Bretagne. Der bodenständige PSA-Vorstand pflegt eine tiefe Verbundenheit mit der Heimat. Die Hektik der Hauptstadt Paris ist seine Sache nicht.
Wie kaum ein anderer kennt Le Borgne das Räderwerk des PSA-Konzerns. Mit einem Diplom der École Nationale Supérieure des Céramiques Industrielles hat er einen Abschluss im französischen Ingenieurwesen. Von dort bringt er breite Kenntnisse über neue Materialien mit. Nach acht Jahren Forschung stieß er 1997 zu PSA, wo er zunächst die Verantwortung für die kleinste und wichtigste Plattform der Gruppe übernahm, die im Citroën C3 und im Peugeot 207 genutzt wurde.Danach übernahm Le Borgne sieben Jahre lang die Leitung der Vorausentwicklung bei PSA. 2010 dann kam ein wichtiger Schritt für den Ingenieur, Le Borgne wurde mit der Entwicklung der eminent wichtigen modularen Plattform EMP betraut. In diese Zeit fällt auch die beginnende Kooperation mit General Motors und Opel. Le Borgne kennt in Rüsselsheim und Detroit daher schon lange alle wichtigen Leute. Politik der ruhigen HandAuch diesen Job erledigte Le Borgne mit ruhiger Hand. Die gemeinsamen Projekte mit PSA funktionierten, was Le Borgne 2013 die Beförderung zum Entwicklungschef einbringt. „Wir kennen ihn als verlässlichen, fairen Partner“, sagt ein Verantwortlicher bei Opel. Viel Gerede um sein Know-how macht Le Borgne dabei nicht. Obwohl er passabel Deutsch spricht, gibt er auf seiner LinkedIn-Seite als Fremdsprachenkenntnisse nur Englisch an. Ein Bretone trägt eben nicht dick auf.Seine ruhige Hand wird Le Borgne bei der Integration der Opel-Entwicklung in den französischen Konzern gebrauchen können. „Ich respektiere die Menschen bei Opel enorm“, sagte er der Automobilwoche. „Und ich denke, wir schätzen uns gegenseitig“, fügte er hinzu. Die Rüsselsheimer werden in den nächsten Monaten Gelegenheit haben, den großen Bretonen kennenzulernen. Michael KnauIm Porträt - Gilles Le Borgne
Ein Bretone für Rüsselsheim
Bei der Integration von Opel in die PSA-Gruppe spielt Gilles Le Borgne eine Schlüsselrolle. Wesentliche Synergien, die Konzernchef Carlos Tavares von dem Deal erwartet, soll er liefern. Doch der Entwicklungsvorstand zuckt deshalb nicht zusammen.