Das Vorzeigewerk für Industrie 4.0 steht im badischen Graben-Neudorf bei Bruchsal. Bei dem Antriebspezialisten SEW-Eurodrive helfen selbstorganisierende und vernetzte Systeme der Belegschaft bei der Fertigung elektrischer Getriebemotoren. So entstehen individuell zugeschnittene Produkte zu den Kosten einer Massenfertigung.
Antreiber ist SEW-Technikvorstand Johann Soder: „Wir verbinden hier die Umsetzung von Lean in höchster Perfektion mit den Ansätzen von Industrie 4.0. Auf Basis einer fraktalen Fabrik verbinden intelligente, autonome Assistenten die Prozesse.“Soder glaubt, dass sich dank einer optimierten Wertschöpfungskette eines Produkts und höherer Produktivität bei der Effizienz „noch mal bis zu 35 Prozent herausholen lassen“.
Die Arbeit in der Fabrik, die 2016 für ihre Vorreiterrolle bei der „Digitalisierung im Produktionsbetrieb“ in der Kategorie „Best Industrial Business Solution 4.0“ ausgezeichnet wurde, erinnert an ein Computerspiel. Mit wenigen Klicks werden wichtige Informationen zum Produktionsstand, zur Auslastung und Profitabilität in Echtzeit zusammengetragen sowie der Energieverbrauch ermittelt und bedarfsgerecht optimiert.SEW nutzt die Datenflut und erprobt zunächst virtuell, wie bessere Ergebnisse zu erzielen sind. Mobile Roboter rollen durch die Gänge. Diese „Logistikassistenten“ transportieren Werkstücke zwischen Arbeitsstationen „just in time“ hin und her. Kommt ein zu bearbeitender Getriebemotor an, zeigt die vernetzte Werkbank dem Arbeiter den Fertigkeitsgrad und ausstehende Montageschritte.
„Ziel ist der Erhalt des Mitarbeiters und seiner langjährigen Erfahrung“, so Soder. „Es gilt das richtige Maß zu finden und abzuwägen, wo Automatisierung lohnt und in welchem Umfang.“ Der Erfolg gibt SEW recht: Seit April leitet Soder zusätzlich eine Beratungseinheit, die externe Kunden bei der Digitalisierung begleitet.
Lesen Sie auch:
Wie sich Zulieferer auf das Zeitalter der Elektromobilität vorbereiten