Die Rettung für den Verbrenner könnte aus Foxton kommen, nur einen Steinwurf entfernt von Cambridge. Dort haben Mark Gostick, Roger Stone und Danny Chapchal mit ihrer Firma Camcon einen Ventiltrieb entwickelt, der dem Benzinmotor im Rennen mit dem Elektroantrieb buchstäblich Luft verschaffen soll. „Unsere Technologie hat das Zeug dazu, den CO2-Ausstoß um bis zu20 Prozent zu reduzieren“, sagt Chefentwickler Stone.
Kern des „Intelligent Valve Actuation“ (IVA) ist der Wechsel von der klassischen Nockenwelle hin zu einer Reihe von Elektromotoren, die im Zylinderkopf sitzen und die Ventile über neuartige Walzen antreiben. „Damit atmet der Motor ohne mechanische Steuerung ,by wire‘, und wir haben mehr Freiheiten denn je“, sagt Stone. Einlasszeiten, Auslasszeiten, Ventilgeschwindigkeit und -hub sowie die Taktzahlen und -zeiten könnten einzeln und unabhängig variiert werden.
So ließen sich deutliche CO2-Reduktionen erzielen und der Ausstoß von NOx und Partikeln vermindern. Und weil neben der Nockenwelle auch die Steuerkette wegfällt, wird der Motor zugleich um bis zu 30 Millimeter kürzer und macht Platz – zum Beispiel für ein Hybridmodul.
Zwar sind auch die Briten davon überzeugt, dass die Zukunft elektrisch ist. „Doch selbst im Jahr 2030 rechnen wir noch mit 80 Prozent Autos, die irgendeinen Verbrenner an Bord haben werden“, sagt Gostick. „Den müssen wir so sauber wie möglich machen.“ Dafür sucht man nun Partner: „Wir wollen neben Jaguar und Land Rover weitere Autohersteller für uns interessieren und einen großen Zulieferer ins Boot holen, der unser System bauen könnte.“
Erste Motoren sollen in fünf Jahren in Serie gehen. Dabei lockt Camcon auch mit geringen Kosten: Zwar sei die IVA-Technik teurer als ein konventioneller Ventiltrieb, doch gemessen am Wirkungsgrad und durch den Wegfall vieler Motorkomponenten sei eine so große CO2-Reduktion für so kleines Geld sonst kaum zu haben.
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