Als Barack Obama kürzlich auf Abschiedsbesuch in Berlin war, da lud Bundeskanzlerin Angela Merkel einen kleinen, erlauchten Kreis zum Mittagessen mit dem amerikanischen Präsidenten ein. Neben Tennisspielerin Angelique Kerber und Regisseurlegende Wim Wenders saß als Industriemanager auch Daimler-Chef Dieter Zetsche mit am Tisch. Der Konzernlenker ist derzeit ein gefragter Mann.
Tatsächlich dürfte Zetsche das Jahr 2016 in bester Erinnerung behalten. Das liegt nicht nur daran, dass der 63-Jährige Ende Oktober am Tegernsee mit seiner Freundin Anne den Bund fürs Leben geschlossen hat. Auch geschäftlich lief es für den Daimler-Konzern glänzend, sieht man einmal von der Flaute im Lkw-Geschäft ab. Die Kernmarke Mercedes wird dank neuer E-Klasse und dem Verkaufsschlager GLC beim Absatz erstmals seit vielen Jahren wieder am Dauerrivalen BMW vorbeiziehen. Dahinter landet Audi abgeschlagen auf dem dritten Platz. Eigentlich war Daimlers Sprung an die Spitze erst für das Jahr 2020 geplant.
Als Zetsche vor zehn Jahren seinen Dienst an der Konzernspitze antrat, galt das Unternehmen nach der gescheiterten Fusion mit Chrysler als Sanierungsfall. Heute zählt die Marke Mercedes wieder zu den zehn wertvollsten der Welt. Das ist nicht zuletzt der konsequenten Strategie Zetsches mit Produktoffensive und mutigerem Design zu verdanken.Doch Zurücklehnen ist nicht, schließlich steht die Branche vor tief greifenden Umwälzungen – weg vom Verbrenner, vom Besitzen zum Teilen, vom selbst gesteuerten zum automatisierten Fahrzeug. Um das Unternehmen darauf einzustellen, will Zetsche die Strukturen im Konzern verändern.
„Wir müssen zurück zur Garagenmentalität der Gründerjahre von Daimler“, lautet Zetsches Credo. „Um das Auto neu zu erfinden, müssen wir zunächst unser Unternehmen neu erfinden.“