"Mein Arbeitgeber ist nichts Großes, das ist nur ein simpler Zulieferer." Glen De Vos versucht es mit Understatement. An seinen müden Augen sei sein nachtaktiver zehnjähriger Sohn Schuld. „Er hat mich vergangene Nacht auf Trab gehalten“, erzählt der Amerikaner.
Die müden Augen haben aber eigentlich viel mehr mit seinem Jetlag zu tun, wie sich später rausstellt. DeVos ist gerade viel unterwegs, Europa, Asien, USA. Er ist gefragt. Seit dem 1. März 2017 ist er Chief Technology Officer bei einem der weltweit führenden Automobilzulieferer. Seine Firma kleinreden? Keine Chance. Delphi ist auch der Zulieferer, der von BMW, Intel und Mobileye als Entwicklungspartner und Systemintegrator auserkoren wurde, um die gemeinsame Plattform für das autonome Fahren voranzubringen und die automatisierte Technik in Autos zu integrieren.
Der Zulieferer mit Hauptsitz im britischen Gillingham setzt seit einigen Jahren voll aufs autonome Fahren – und De Vos ist an dieser Ausrichtung maßgeblich beteiligt. „Die CES 2014 war die Initialzündung, wo mir und meinen Kollegen klar geworden ist: Das autonome Fahren wird ein großes Ding. Und wenn wir bei Delphi intelligent kooperieren, können wir da vorn mitspielen“, erzählt er.
Es war Raj Rajkumar, Professor an der Technik-Universität Carnegie Mellon in Pittsburgh, einer Kaderschmiede für Robotertechnik, mit dem sich De Vos seit dem CES-Besuch 2014 intensiv ausgetauscht hat. Da war De Vos noch Technikchef der Delphi-Sparte Electronics & Safety im Silicon Valley. Aus dem Kontakt zu Rajkumar entstand eine Kooperation zwischen Delphi und Ottomatika, einer Firmenausgründung der Carnegie Mellon mit Rajkumar als Chef. Nach anderthalb Jahren Zusammenarbeit und vielen Projekten zum autonomen Fahren kaufte Delphi die Firma Ottomatika.
Aber zum radikalen Trimm für die Zukunft gehört mehr. „Du musst nicht nur die Guten kaufen oder mit ihnen kooperieren, sondern dich auch von Bereichen trennen, damit du fit bleibst“, sagt De Vos. Die Powertrain-Sparte machte Delphi behäbig. Nun wurde sie ausgegliedert.
Einer der Weggefährten von De Vos aus dem Silicon Valley sagt: „Glen ist sehr fokussiert. Man merkt schon jetzt, dass das Delphi guttut.“