Bei Renault mögen ein paar Sektkorken geknallt haben, da der Zoe in der deutschen Zulassungsstatistik zum ersten Halbjahr 2018 unter den Stromern erneut auf Platz eins fährt. Warum jedoch die Pressemitteilung vom „mit Abstand meistgekauften Elektroauto“ spricht, bleibt das Geheimnis des Verfassers. Tatsache ist: Für den Zoe entschieden sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres genau 2691 Kunden. Nur knapp dahinter rangiert mit 2561 Zulassungen der VW E-Golf. Der „weite Abstand“ beträgt also gerade 130 Einheiten.
Absolut gesehen bleibt das Neuzulassungsniveau niedrig. Trotz Förderung der Bundesregierung (2000 Euro) und weiteren 2000 Euro netto vom Händler wagten im ersten Halbjahr 2018 nur 17.234 Käufer den Schritt in die Elektromobilität – gegenüber dem Vorjahreszeitraum immerhin ein Plus von rund 70 Prozent. Die Elektroautos haben damit die Erd- und Flüssiggasautos überholt. An Bestand zählte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg Ende 2017 exakt 53.861 Elektroautos.
In Relation zu den 46,5 Millionen konventionell angetriebenen Pkw in Deutschland ein Anteil auf eher homöopathischem Niveau. Zählt man die 17.234 Einheiten des ersten Halbjahrs hinzu, sind es 71.095 Elektroautos. Damit bilden die Stromer einen Anteil von 0,15 Prozent.
Warum das so ist?
Erstens: Elektroautos bleiben aufgrund der hohen Batteriekosten sehr teuer. Das macht sich besonders bei Modellen der Kompaktklasse bemerkbar, wo der Preis weit über 10.000 Euro über dem eines Benziner- oder Diesel-Pendants liegen kann.
Zweitens: Weiterhin ist die Reichweite zu gering, trotz diverser Batterie-Updates einiger Hersteller. Die Mobilitätsbedürfnisse vieler Menschen werden nicht erfüllt. Längere Strecken oder gar die Fahrt in den Urlaub sind illusorisch oder mit hohem Zeitaufwand verbunden.
Drittens: Auch wenn Autohersteller und Regierung bemüht sind, ein flächendeckendes Ladesäulennetz aufzubauen – für die nächsten Jahre dürfte die Reichweitenangst bei den potenziellen Käufern bestehen bleiben.