Kaum vernehmbar surrt ein FTS vorbei, ein fahrerloses Transportsystem. Es bringt Bauteile "just in sequence" an die Montagelinie. Ein blauer LED-Lichtstrahl trifft etliche Meter voraus auf den Boden – eine Idee von Mitarbeitern, damit niemand über die flüsterleisen Wägelchen stolpert.
Dutzende Roboterarme greifen Stahl- und Aluminiumprofile, setzen millimetergenaue Schweißnähte. Einige von ihnen gehören schon zur nächsten Generation der kollaborativen Roboter, die Augen in alle Richtungen haben und nicht mehr hinter Zäunen abgeschirmt werden müssen. Ein über allen Köpfen schwebendes Hänge-Transportsystem gibt gedämpfte Rumpelgeräusche von sich und verbindet alle Abteilungen.
Wir befinden uns im wichtigsten Teil der Fertigung von Audis Zukunftshoffnung e-tron. Das ist allerdings nicht die Endmontage, auch nicht der Karosseriebau. Wir stehen in einer völlig neuen Werkshalle, dort, wo die teuerste Einzelkomponente des gesamten Modells gebaut wird, in der Batteriegehäuse-Fertigung.
Welchen Stellenwert dieser "Crashrahmen" aus vielfach verschweißten Aluminiumprofilen hat, wird auch an der neuen Werkshalle deutlich, in der das entscheidende Bauteil entsteht. Hier wurden zusätzlich massive Stahlpfeiler tief im Boden versenkt, weil die bestehenden Betonpfeiler einer Vorgängerhalle die tonnenschweren Komponenten der Batteriefertigung, die besonders großen Roboter und das Gewicht der Transportgehänge von bis zu sechs Tonnen pro Fahrzeug nicht hätten tragen können. "Wir haben hier dieErfahrung gemacht, dass ein Umbau in einem bestehenden Werk aufwendiger sein kann als ein Neubau auf der grünen Wiese", sagt Andreas Cremer, Generalbeauftragter der Geschäftsführung im Brüsseler Werk. Im Vorbeigehen bückt sich Cremer nach einem Fetzen Papier auf dem blitzsauberen Boden. "So sind wir hier erzogen worden", sagt er mit einem Schmunzeln.
Der Standort des Werks in Brüssel-Vorst hat zwar Geschichte – 2019 wird dort der 70. Geburtstag gefeiert. Dennoch hat hier unübersehbar die Zukunft begonnen. Mehr als 600 Millionen Euro haben die Ingolstädter in den Um- und Neubau des Werks gesteckt, das bislang den A1 fertigte. „Der e-tron ist einer der wichtigsten Neuanläufe, die Audi jemals gestartet hat“, urteilt Cremer.
Der seit April amtierende neue Werksleiter Volker Germann ist sichtbar stolz auf den Standort, der voller Innovationen steckt. "Einen spannenderen Job als die Fertigung des Audi e-tron hätte ich mir für meine Karriere nicht vorstellen können", sagt Germann.