Alfa Romeo ist einfach nicht totzukriegen. Was hat der Fiat-Konzern in den vergangenen Jahrzehnten nicht alles versucht, dieser Ikone des italienischen Automobilbaus endgültig das Licht auszublasen. Da wurden gleich dutzendfach die Plattformen von Alltagsautos aus dem Fiat-Regal mit Alfa-Schildern behängt. Da wurden zaghafte Erweckungsversuche mit Modellen wie 156, 166 und 159 nach anfänglichen Erfolgen wieder aufgegeben. Da wurden ambitionierte Wiederbelebungspläne geschmiedet und wieder fallen gelassen. Mittlerweile liegt es Jahrzehnte zurück, dass Alfa Romeo Autos im Programm hatte, die mit Produkten der Konkurrenz nördlich der Alpen mithalten konnten. Der aktuelle Verkaufserfolg ist entsprechend: In der Liste der europäischen Zulassungszahlen muss man schon sehr weit nach unten fahren, um Alfa irgendwo zwischen Smart und Mitsubishi zu finden. Nun gelobt Eigentümer Fiat-Chrysler (FCA) Besserung – nachdem die Pläne mit Lancia gescheitert sind. „Wir haben aus den Fehlern gelernt, die Fiat mit Alfa Romeo unter meinen Vorgängern gemacht hat – und unter mir“, sagt Konzernchef Sergio Marchionne mit entwaffnender Offenheit.
Nun liegt also der jüngste Wiederbelebungsplan vor: fünf Milliarden Euro Investitionen, acht neue Modelle bis 2018, die Verfünffachung der Produktion in vier Jahren – ein ambitioniertes Projekt, das nicht gerade realistisch klingt. Selbst wenn sich die Marke nach all den Fehlleistungen der vergangenen Jahre wiederbeleben ließe, stellt sich die Frage: Kann der verantwortliche Entwicklungschef Harald Wester mit seinem Team in so kurzer Zeit eine wettbewerbsfähige Heckantriebsarchitektur entwickeln? Schon in einem Jahr soll das erste neue Produkt auf den Markt kommen. Alfa Romeo soll eine Weltmarke werden wie Ferrari und Maserati. Ist das nicht die Sicht von Alfisti, von denen es viele in Europa, wenige in Nordamerika und keine in China gibt? Wenn diese Pläne gelängen, hätten Marchionne und Wester ein paar Naturgesetze der Automobilbranche außer Kraft gesetzt. Aber den Versuch ist es wert.