Der schwedische Premiumautobauer Volvo baut seinen Tuning-Bereich Polestar zu einer eigenständigen Marke für elektrifizierte sportliche Autos aus. Die Fahrzeuge werden ein eigenes Emblem und nicht mehr das Volvo-Logo tragen. Im Herbst wollen die Schweden Details bekanntgeben. Mit eigenständigen Elektro-Performance-Fahrzeugen ist vor 2020 zwar nicht zu rechnen, doch ein ist klar: Elektropionier Tesla muss einen Konkurrenten mehr im Auge behalten.
Mittlerweile hat sich eine halbes Dutzend Jäger hinter den Kaliforniern formiert. Alle mit großen Träumen - nicht jeder mit dem nötigen Kleingeld und Durchhaltevermögen.
Faraday Future etwa wurde auf der CES im Januar 2017 als der neue Stern am Elektro-Firmament gefeiert. Das Unternehmen trat mit keinem geringem Ziel an, als "das Automobil neu zu erfinden". Das in Kleinserie aufgelegte Luxus-SUV FF 91 sorgte für viel Wirbel. 1050 PS, von null auf 100 in 2,39 Sekunden, 700 Kilometer Reichweite und ein Drehmoment von 1500 Newtonmetern. Die Antwort auf Teslas Model S.
Dass das Start-up, das sich mit Geld des chinesischen Investors und Milliardärs Jia Yueting und dessen Internet-Firma LeEco über Wasser hält, je ein massentaugliches Serienmodell auf die Straße bringt, ist mittlerweile überaus fraglich.
Denn es mehren sich die Anzeichen, dass LeEco die Projekte finanziell nicht mehr bedienen wird. Der Bau einer als Milliardenprojekt in Nevada geplanten Fabrik von Faraday Future ruht seit Monaten. Der wichtigste Vertragspartner wurde noch immer nicht komplett bezahlt. Zusicherungen aus Peking, der Bau werde fortgesetzt, bleiben inzwischen aus.
Den Bau einer zweiten Fabrik in Kalifornien sagte Faraday Future im März ab. Die Niederlassung von LeEco in Kalifornien entlässt rund 325 Mitarbeiter.Faraday Future sucht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge nun selbst nach Investoren, die rund eine Milliarde Dollar zuschießen. Dem 2004 als Internet-TV-Plattform gegründeten LeEco fehlen aufgrund einer überstürzten Expansion Milliarden.
So wie Faraday Future hat sich gleich ein halbes Dutzend neuer Autobauer angemeldet, um das nächste Tesla zu werden. Oder
besser gesagt: Tesla sogar hinter sich zu lassen. Sie beeindrucken durch ihre großspurigen Ankündigungen und ihre offensive Euphorie. Ihr Ziel ist, ein neues Zeitalter des Autofahrens einzuläuten. Elektromobilität, Konnektivität und automatisiertes Fahren werden eins. Der Elektroautohersteller Tesla, gegründet anno 2004, ist für sie das große Vorbild, aber irgendwie auch schon wieder Old Economy.Das Auftreten der Newcomer ist auch ein Frontalangriff auf die etablierten Autobauer der 130 Jahre alten Branche. Die Neuen können ohne schweres Erbe und ohne Altlasten agieren. Sie überspringen einfach alle bisherigen Evolutionsstufen des Automobils und bauen ihre Fahrzeuge, ohne dass diese jemals einen Verbrenner zu sehen bekommen. Die neu gebauten Werke werden gleich konsequent auf Elektromobilität getrimmt. Doch genauso haben sie Nachteile: Alles müssen sie von Grund auf aufbauen. Sie haben kein Produktionsnetz, keine Zuliefererbeziehungen, keinen Vertrieb, keinMarketing, keine Werkstätten. Ein Vabanquespiel. Wenn es aber klappt, ist es eine automobile Revolution.