Die Nachricht, Bosch werde das Geschäft mit der Photovoltaik aufgeben, konnte niemanden überraschen: Ein weiterer Milliardenverlust der auf null abgeschriebenen Sparte wäre nicht mehr hinnehmbar gewesen. Innovationen konnten den Preisverfall nicht kompensieren. Die Abhängigkeit von staatlicher Förderung war fatal. Das Beispiel zeigt, wie schwer es ist, neben den traditionellen Bosch-Produkten wie Kfz-Technik, Anlagenbau, Hauswärme und Weißer Ware ein weiteres, vermeintlich zukunftsfähiges Standbein aufzubauen. Das Geld muss auf absehbare Zeit weiter mit "Old Economy“ wie Einspritzanlagen, Bremssystemen und Heizungen verdient werden. Die schöne neue Welt muss warten. Denn vom Applaus von Umweltschützern und Zeitungskommentatoren kann Bosch keine Löhne zahlen und keine Kredite bedienen. Das ist ein Menetekel auch für den gesamten Industriestandort Deutschland.
Die aus dem angelsächsischen Raum immer wieder geäußerte Kritik, Deutschland verdiene Geld zumeist mit Produkten aus dem 19. Jahrhundert, entpuppt sich in Zeiten der Finanz- und Euro-Krise sogar als Stärke. Zumal eine Benzin- Direkteinspritzung der neuesten Generation eine Hightech-Konstruktion aus dem Raumfahrtzeitalter ist, zusammengebaut in Reinräumen, nicht in verrußten Werkstätten. Im Schatten des Solar-Desasters gab Kfz-Technikchef Bernd Bohr überraschend bekannt, das Unternehmen zur Jahresmitte zu verlassen. Statt eines neuen Chefs bekommt die Kraftfahrzeugtechnik, die 60 Prozent des Bosch-Umsatzes einfährt, mit Wolf-Henning Scheider einen "Koordinator“. Wie das funktionieren soll, muss Bosch noch erklären.
Es gibt keinen Grund, an Bohrs privatem Motiv für seinen Abgang zu zweifeln. Spekulationen, er sei enttäuscht, nicht der Nachfolger Franz Fehrenbachs an der Konzernspitze geworden zu sein, sind Unsinn. Er war eher froh, dass dieser Kelch an ihm vorüberging. Seine zehn Jahre an der Spitze der Kraftfahrzeugtechnik sind eine Erfolgsgeschichte. Bosch hat die ganze Zeit versucht, den Anteil des Autogeschäfts unter 50 Prozent zu drücken, um den Konzern besser auszubalancieren. Das hat nicht funktioniert. Auch weil Bohr und sein Team zu gut, die anderen, neuen Produkte nicht gut genug waren.