Anlässlich seiner Visite in der PSA-Deutschland-Zentrale bezog Konzernchef Carlos Tavares vergangene Woche Stellung zu den klassischen Automessen. Die Kosten stünden in keinem guten Verhältnis zum Ertrag. In diesem Jahr sei PSA noch auf der Mondial de l’Automobile in Paris. Doch für die Zukunft stehe das Vermarktungskonzept "Automesse" bei PSA auf dem Prüfstand. Worte, die man beim IAA-Veranstalter VDA nicht gerne hören wird. Denn auch dort weiß man um den Dominoeffekt, der nach der Absage von Volkswagen der AMI in Leipzig ein jähes Ende bereitete.
Doch Automesse ist nicht gleich Automesse. Bei Citroën hat man schnell reagiert und den geplanten AMI-Auftritt durch einen Stand auf der Techno-Classica ersetzt. Henri-Jacques Citroën, der Enkel des Firmengründers, war auch in Essen und wird dem Chef von PSA sicher vom geschäftigen Treiben berichten, von den Emotionen, von der puren Lust am Automobil. BMW, Mercedes oder die Marken des VW-Konzerns präsentierten sich dort nicht ohne Grund in beachtlicher Größe. Und selbst bei Volvo unterlief man die neue, doch etwas karge Vorgabe, nur eine Automesse pro Kontinent zu besuchen. So präsentierten die Schweden in Essen die jüngst auf dem Genfer Salon gezeigten neuen 90er-Modelle einfach neben dem legendären Schneewittchensarg.
Kein Aussteller geht auf die Techno-Classica, nur um eine Marke aufzuladen. Denn die Devise heißt: verkaufen. Über Messeertrag spricht man hier nicht. Bei 330.000 Euro für einen 190er Baby-Benz Evo II wird Thomas Rosier, der Chef von Classic Sterne, sein altes Mercedes-Geschäft wohl kaum vermissen. Und bei Land Rover haben sie die Uhr einfach zurückgedreht: Kaum ist der letzte Defender vom Band gelaufen, beginnt man jetzt in Solihull, die ersten Landies der Serie I zu restaurieren, sicher mit satten Deckungsbeiträgen – und das auf Jahre hinaus. Dass die Preise auf der Techno-Classica durch die Decke gehen, stört eigentlich keinen. Denn selbst der Kunde kauft im Bewusstsein, sein Geld gut angelegt zu haben. Emotion und Spaß inklusive.