München.Die Präsentation des Model 3, Teslas erstem echten Auto für den Massenmarkt, hat dem US-Hersteller viele positive Berichte beschert. Die Zahl der Vorbestellungen stieg in immensem Tempo. Doch während das Model 3 noch Zukunftsmusik ist, wird ein anderes Tesla-Modell gerade zum echten Problemkind: Das SUV Model X mit seinen Flügeltüren scheint dem Absturz näher als dem Flug an die Spitze der Elektroautos.
Diese neun Probleme muss Tesla beheben:
1. Die Flügeltüren
Das unabhängige US-Verbrauchermagazin Consumer Reports berichtete von einem Kunden, dessen Model X Probleme mit der Sensorik der Flügeltüren hatte. Dadurch konnten die Türen nicht richtig geschlossen werden. Zum anderen wurde ein Überhang nicht erkannt und die Tür stieß dagegen. Eine entsprechende Delle an der Tür ist dem Tesla-Fahrer als Andenken geblieben. Die Flügeltüren waren auch schon Gegenstand einer Klage von Tesla in Kalifornien gegen den Zulieferer Hoerbiger. In Tesla-Foren fordern Kunden bereits, Tesla solle die Flügeltüren durch normale Türen ersetzen – auf Kosten des Unternehmens.
2. Fenster
Bei einem Tesla-Fahrer konnte das Fenster an der Fahrertür nicht ordnungsgemäß heruntergefahren werden. Erst nachdem ein verchromtes Teil in der Halterung des Fensters gelöst war, funktionierte das Hoch- und Runterfahren wieder wie gewünscht.
3. Bildschirm
Tesla-Fahrer berichten, dass der Bildschirm zur Bedienung des Infotainmentsystems mehrmals eingefroren ist. Dieses Problem gab es laut Consumer Reports auch schon beim Model S. Um es zu beheben, ist oftmals ein Neustart der Software im nächsten Servicecenter von Tesla nötig. Ohne Bildschirm ist das schicke SUV kaum zu nutzen. Denn über den Bildschirm wird nicht nur das Ziel ins Navi eingegeben und die Musik ausgewählt, es steuert nahezu alles, was in weniger modernen Autos über Knöpfe und Schalter geregelt wird.
4. Die Windschutzscheibe
Die einzigartige Windschutzscheibe des Model X führt offenbar zu Sichtproblemen. So gibt es bei Nacht Verzerrungen bei den Lichtern von Frontscheinwerfern, Schlusslichtern oder bei Straßenbeleuchtungen. Der Effekt sei "ablenkend und ermüdend", heißt es im US-Verbrauchermagazin. Zudem seien Entfernungen dadurch schwerer einzuschätzen. Auch Modelle anderer Hersteller wie Toyota beim Prius oder Chevrolet beim Camaro hatten mit diesem als "Ghosting" bezeichneten Phänomen schon zu kämpfen.
5. Der Autopilot
Der Autopilot hatte bei Straßen ohne SeitenstreifenProbleme zu lenken. In diesem Fall musste der Fahrer wieder eigenhändig die Kontrolle übernehmen.
6. Die Klimaanlage
Die Klimaanlage soll Tesla-Fahrern zufolge an einem kühlen Tag nicht in der Lage gewesen sein, das SUV anständig zu heizen.
7. Die Sitze
Wegen Problemen mit den Sitzen musste das US-Unternehmen rund 2.700 Model X zurückrufen. Der Rastbeschlag der dritten Sitzreihe muss gewechselt werden. Betroffen sind Fahrzeuge, die vor dem 26. März gefertigt wurden. Laut Tesla besteht die Gefahr, dass sich der Rastbeschlag bei einem Unfall ausrasten könnte. Das Problem wurde nicht von einem Kunden, sondern von Tesla selbst in internen Tests entdeckt.
8. Der späte Start
Dass die technischen Probleme Folge eines zu frühen Produktionsstarts sind, kann man angesichts der Geschichte des Model X wohl nicht sagen: Angekündigt war es zunächst für Anfang 2014, dann für Ende 2014. Da beide Termine gerissen wurde, sollten sich die Flügeltüren Anfang 2015 beim Kunden öffnen. Auch daraus wurde nichts, die ersten Auslieferungen erfolgten schließlich im Herbst 2015.
9. Die Zulieferer
Tesla hat im ersten Quartal beim Absatz schlechter abgeschnitten, als das Unternehmen geplant hatte. 14.820 Autos wurden weltweit verkauft, davon 2400 Model X und 12.420 Model S. Im Jahresverlauf muss der Absatz deutlich gesteigert werden, denn Ziel für 2016 sind 80.000 bis 90.000 verkaufte Autos. Beim Model X hat Tesla sich allerdings nach eigener Einschätzung selbst überschätzt. Auch die Zulieferer wurden nicht ausreichend überprüft. Lieferengpässe beim Model X verzögerten die Auslieferung des SUV.