Der Caravan Salon in Düsseldorf findet diesen September statt. Das ist für sich schon eine Nachricht. In Zeiten, in denen Messeveranstaltern nichts Besseres einfällt, als die Uhr ein Jahr weiterzudrehen. Man denke nur an die Automechanika, die IZB oder den Genfer Automobil-Salon. Die Messe Düsseldorf beweist Mut, den weltgrößten Marktplatz für Wohnmobile, Caravans und Camping stattfinden zu lassen. Mehr noch, diese Entscheidung ist ein echtes Konjunkturprogramm für viele Coronagebeutelte Dienstleister.
Glänzt man da wie Mercedes und Volkswagen mit Absenz? Aufgrund der Spardiktate haben sich beide großen Autobauer wohl für das Trittbrettfahren entschieden, also für die digitale Präsentation ihrer Produkte. Und auch die Hymer Group, die lange auf eine Absage der Messegesellschaft gehofft hatte, lässt auf ihrer Website verlauten, dass die Gesundheit ihrer Mitarbeiter, Kunden und Handelspartner oberste Priorität habe. Kolportiert wird allerdings, dass dem Topmanagement des Wohnmobilbauers Thor Industries, der den europäischen Marktführer erst 2019 übernommen hatte, die Performance am US-Kapitalmarkt wichtiger war als die Kundenansprache "Somewhere in Germany".
Diese Entscheidung hätte Erwin Hymer so sicher nicht getroffen. Denn der oberschwäbische Pionier und Unternehmer wäre sich seiner Verantwortung für die gesamte Caravaning-Branche bewusst gewesen. Zumal diese im Augenblick zu den Gewinnern gehört. Was beim Individualverkehr "My Car is my Castle" ist, heißt beim Reisen "My Womo is my Palace" – sofern man keinen VW California ohne Toilette hat.
Nach Jahren zweistelligen Wachstums schreibt die Branche Rekordzahlen bei Neukunden, Auslieferung und Vermietung. Es gibt sie also, die Händler, denen gerade die Auftragsblöcke ausgehen. Der Messe Düsseldorf und allen Ausstellern gebührt in jedem Fall Respekt. Automobilwoche zollt diesen mit einem großen Spezial in Ausgabe 19. Vier Tage später treffen wir uns dann auf dem Salon, der Träume verkauft. Vielleicht bei Fendt, Knaus Tabbert oder Trigano.
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