Die Aftermarket-Branche steht vor einem tief greifenden Umbruch, auch wenn es sich für viele Marktteilnehmer aktuell noch nicht so anfühlt. Autohäuser, Werkstätten und Teileverkäufer müssen neue Geschäfte finden, wenn die viel besungenen Trends autonomes Fahren, Vernetzung und Elektromobilität wahr werden sollten und alte Geschäfte wegbrechen.
Noch ist es nicht so weit. Der Prozess ist schleichend. Natürlich würde die Werkstatt durch einen schnellen Hochlauf rein batteriebetriebener E-Autos massiv leiden. Doch auch in den nächsten Jahren werden mehr Hybride und Plugins als reine E-Autos verkauft – und Hybride weisen sogar höhere Arbeitswerte als Verbrenner auf. Für die Werkstätten hat E-Mobilität demnach noch auf Jahre geringe Auswirkungen.
Auch das Geschäft mit Assistenz- und Telematiksystemen kann ein Erfolg sein. Einbau und Wartung werden zunehmen. Auf der anderen Seite führen die besseren Systeme aber zu weniger Unfällen – das Schadengeschäft knickt ein.
Auch der Bedarf an Verschleißteilen wird mittel- und langfristig schrumpfen; dafür wird der an Elektronikteilen anziehen. Autohäuser und Werkstätten müssen sich auf drei „V“ einstellen: Vielfalt, Variablen und Verschiebungen. Das Geschäft wird unwägbarer und schwerer abzuschätzen, die Zahl neuer Produkte und Dienstleistungen wird größer, und manches Geschäft verschiebt sich hin zu anderen Marktteilnehmern.
Letzteres birgt die größte Gefahr: die Digitalisierung der Vertriebskanäle und der Schnittstellen, sei es durch die Autohersteller selbst oder durch branchenfremde Tech-Firmen. Wer Zugang zu den Daten hat, macht das Geschäft – so banal das klingt, so diffizil ist diese Aufgabe.
Hohe Investitionen sind daher notwendig, in Mitarbeiter, Equipment, Kompetenzen. Damit dürfen die Betriebe dann doch nicht bis zum jüngsten Tag warten.
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