Die schlechten Nachrichten kommen seit Monaten so geballt, dass man meinen könnte, schon bald würden keine Autos mehr gekauft und die Menschen von Peking bis Potsdam würden sich künftig nur noch mit Didi und Uber fortbewegen. Gewinnwarnungen, Sparpläne und Stellenstreichungen prägen das Bild.
Doch dieses Bild ist verzerrt. Verzerrt von einem erfolgreichen Jahr 2018 und einer zehn Jahre andauernden Hochkonjunktur. "Die Lage ist besser als die Stimmung. Die Branche verdient noch vernünftig Geld, aber es kann nicht jedes Jahr neue Absatz- und Ergebnisrekorde geben", sagt Ralf Kalmbach, Co-Leiter des Autoteams der Unternehmensberatung Bain & Company.
Das sehen auch Manager in der Industrie so. Sogar bei Lkw-Herstellern, die Konjunkturdellen besonders früh und hart zu spüren bekommen. "Der Auftragseingang ist derzeit besser als die Stimmung, die man so vernimmt", sagte MAN-Chef Joachim Drees im Automobilwoche-Interview.
Dass nach schwächeren Quartalen in China der Pkw-Absatz zuletzt nicht das Wachstum gezeigt hat, an das sich die Branche nach zehn sehr guten Jahren gewöhnt hatte, ist eine Tatsache. Aber der Blick auf einen größeren Zeitraum zeigt, wie stark sich die Autoindustrie entwickelt: Zwar lagen im Januar und Februar die Neuzulassungen in den größten Märkten sieben Prozent unter Vorjahr, aber damit waren sie im Vergleich zum Zeitraum von 2005 bis 2018 noch immer 20 Prozent im Plus.
Diese starke Entwicklung spiegelt sich auch in den Börsenkursen. Während die europäischen Aktien nach der Krise 2008/2009 nur 35 Prozent zugelegt haben, kommen die Autoaktien auf ein Plus von 135 Prozent. Und wer die Kurse der großen Autotitel seit Jahresbeginn betrachtet, findet dort fast nur die Farbe Grün.Nahezu alle Aktien sind im Plus, die meisten deutlich zweistellig.