Herr Dr. Genzow, verschiedene Hersteller versuchen über E-Auto-Quoten für die Händler die verschärften CO2-Ziele zu erreichen. Ist das der richtige Weg?
Nein. Es wird ein falscher Fokus auf die E-Mobilität gelegt. Die Quoten machen keinen Sinn, weil die Verbraucher entscheiden, welche Autos sie kaufen wollen. Es liegt also an den Herstellern, die richtigen Autos zu bauen, damit die Quoten eingehalten werden. Der Handel kann das nicht machen.PSA scheint bei diesem Thema eine Art Vorreiterrolle einzunehmen. Werden die anderen Marken dem Beispiel folgen?Ich hoffe, dass sie es nicht tun, denn es ist der falsche Weg. Vernünftiger wäre es, erst einmal die Produktpalette darauf einzurichten. Man kann eine E-Quote nicht „verordnen“, ganz einfach, weil die Verbraucher nicht mitmachen. Sind denn solche Vorgaben überhaupt juristisch haltbar?Rechtlich ist die Situation sehr schwierig, weil hier der Machtfaktor und die Abhängigkeit der Händler die entscheidende Rolle spielt: Die CO2-Ziele werden nicht vereinbart, sondern vorgegeben. Und die Zahl der E-Fahrzeuge wird unabhängig davon vorgegeben, ob sie sinnvoll ist oder nicht. Inwiefern? Es ist ein großer Unterschied, ob ein Händler in der Stadt oder auf dem Land verkauft. Aber die Quoten unterscheiden nicht nach dem Bedarf. In großen Städten ist es sicher einfacher, eine E-Quote zu erfüllen als auf dem Land.Wie reagieren die Händler?Die Händler sind wütend und hilflos. Sie wissen nicht mehr, was sie machen sollen. Es herrscht die Überzeugung vor, dass sich die E-Mobilität für den Handel nicht rechnen wird.Wenn die Quoten tatsächlich kommen, auf welche Größenordnung muss sich der Handel einstellen? Die Quoten laufen über die Jahreszielsetzung und es kommt natürlich auf die Marke an. Ich gehe aber davon aus, dass es bis zu 20 Prozent werden können.Und wer sich weigert? Die Quoten werden nicht mehr verhandelt. Wer sich weigert, erhält Boni und Prämien auch nicht für andere Fahrzeuge und ist damit nicht mehr wettbewerbsfähig.Welche Hersteller sind denn eher kooperativ?Am ehesten zeigt sich bisher Mercedes kooperativ und dem Vernehmen nach wohl auch Ford. BMW geht deutlich aggressiver vor und hat damit heftigen Protest der Händler ausgelöst.Welche Möglichkeiten haben Hersteller denn noch, um E-Quoten durchzusetzen – außer über Margen und Boni?Aus Sicht der Verbraucher natürlich über vernünftige Angebote. Aus Sicht des Handels kann es grundsätzlich über Anreizsysteme funktionieren – allerdings nur dann, wenn diese nicht mit anderen Bedingungen kombiniert werden, etwa Boni auch für andere Fahrzeuge, so wie es z. B. bei der PSA-Gruppe der Fall ist.Sind auch die Lieferzeiten ein möglicher Stellhebel – nach dem Motto: CO2-schädliche Modelle gibt es leider nicht?Das ist zu erwarten, wird aber auch nicht funktionieren. Denn die Verbraucher sind hellwach und lassen sich nicht an der Nase herumführen.Welchen Spielraum haben denn die Händlerverbände, um hier angemessene Lösungen auszuhandeln?Sie haben einen großen Spielraum – wenn sie ihn denn nutzen würden.Lesen Sie auch:
Klima und E-Autos: Länderchefs treffen sich mit Merkel
Streit um Preissystem: Händler verklagen Jaguar Land Rover
Im Datencenter: