Volvo hatte im Oktober in Schanghai zur großen Premiere geladen. Polestar heißt die Schwestermarke, die bald begehrte Elektroautos bauen wird. Doch der Handel hat davon erst einmal nichts. Das
attraktive Modell wird in keinem Autohaus stehen, Kunden können es ausschließlich über Direktvertrieb kaufen.Es wird auch keinen festen Preis haben, denn das Auto steht nur über den Dienst „Care by Volvo“ per Monatsrate zur Verfügung. Überhaupt werden zunächst nur 500 Stück pro Jahr gebaut – was kann dasmehr sein als ein schöner, kleiner PR-Erfolg?
Und dennoch muss das ein Alarmzeichen für den Autohandel sein. Die große Herausforderung lautet: Mit dem Durchbruch der Elektromobilität in einigen Jahren ändern sich auch die Vertriebswege grundlegend. Zwar ist weiter richtig, dass persönliche Beratung für einen Teil der Kunden unverzichtbar ist. Doch mit der Hinwendung zum Elektroauto werden die Modelle weniger komplex, und die Folge könnte sein, dass der Hersteller die Fahrzeuge nebenbei auch online vertreibt. Händler werden zu spüren bekommen, was das bedeutet.
Die zweite große Herausforderung der Elektromobilität lautet: Das Werkstattgeschäft bricht weg. Elektroautos sind fast wartungsfrei. Ein bisschen Karosserie, ein bisschen Reifen, das war es auch schon. Wenn Hersteller prognostizieren, dass rund 30 Prozent an Wartung wegfallen werden, dann ist es wohl so: 30 Prozent an Wartung bleiben überhaupt noch übrig.
Autohändler müssen sich rechtzeitig auf die neuen Vertriebs- und Verkaufssituationen einstellen. Sie müssen – vorausgesetzt, sie haben die E-Modelle im Haus – neue Zielgruppen identifizieren, eine Positionierungsstrategie ableiten und Geschäftsideen entwickeln, die wegbrechende Dienstleistungen kompensieren können.
Händler müssen sich imKlaren sein: In naher Zukunft sind sie nur noch einer von vielen Vertriebskanälen. Darum müssen sieumso besser sein.
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