Fahrzeugbörsen gehören zu den wenigen Unternehmen, die gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen könnten. Auch Mobile.de-Chef Malte Krüger ist zuversichtlich.
Herr Krüger, Mobile.de hat im April angesichts der Corona-Krise auf die Inseratsgebühren verzichtet. Was hat Sie das gekostet?
Wir sagen mal: Der Betrag liegt in der Größenordnung der Ablösesumme eines guten Bundesligaspielers.
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise davon abgesehen für Mobile.de?
Generell hat Corona die Branche extrem belastet, und wir haben versucht, die Händler zu unterstützen. Jetzt gerade sehen wir allerdings, dass das Autokauf-Interesse der Konsumenten wieder da ist. Wir sehen in allen Zahlen positive Entwicklungen. Zum Beispiel am 24. Mai: Wir hatten an diesem Tag 3,4 Millionen individuelle Besucher, das sind 18 Prozent mehr als an dem Vorjahrestag und auch mehr als vor dem Lockdown.
Zeigt sich diese Entwicklung auch für den ganzen Monat?
Auch im Juni ging es weiter nach oben. Wir bekommen 20 Prozent mehr E-Mails und Anrufe als vor einem Jahr. Die Autokäufer sind zurück. Eine Umfrage zeigt, von mehr als 1000 Befragten Autokäufern wollen mehr als 80 Prozent den Autokauf direkt durchführen oder um maximal drei Monate verschieben.
Gehen Sie davon aus, dass es für den digitalen Autohandel einen nachhaltigen Schub geben wird?
In Summe würde ich sagen, dass die Krise die Digitalisierung im Automobilbereich vorantreiben wird. Der stationäre Autohandel wird aus meiner Sicht seine Relevanz behalten, aber er muss sich noch mehr digitalisieren. Und er muss entscheiden, wer für ihn wichtig ist und wer nicht. Wir erhoffen uns als Partner mit der meisten Nachfrage und der One-Stop-Shop-Strategie einen Gewinn an Relevanz beim Autohandel.
Hat sich die Nachfrage durch die Krise verändert? Wir stellen fest, dass das Thema Finanzierung und alles, was etwas mehr Flexibilität verspricht, an Bedeutung gewinnt. Auch das Thema Leasing ist gefragter. Deshalb haben wir nun ein Angebot dazu gelauncht.
Sie sind noch mit einer Beta-Version der Funktion rausgegangen. Warum die Eile?
Es war immer klar, dass das zu unserer Strategie passt. Wir wollen der One-Stop-Shop sein. Durch die Corona-Krise haben wir die Prioritäten neu definiert. Wir mussten das beschleunigen, um den Händlern weiteres Zusatzgeschäft zu ermöglichen. Daher haben wir entschieden, jetzt schnell damit rauszugehen und am lebenden Objekt zu lernen.
Wird es ein Angebot zum Thema Auto-Abo von Mobile.de geben? Wir haben uns bereits viele Standbeine geschaffen und haben aus der Corona-Krise viel gelernt. Wir haben unsere existierende Strategie, wir wollen unser Angebot umfassend ausbauen. Nun sind wir kurz vor Budget und werden wie jedes Jahr evaluieren, welches nächste große Thema wir angehen wollen. Da kann das Thema Auto-Abo eine Rolle spielen, aber es ist noch nicht entschieden.
Die Corona-Krise wird auch in den kommenden Jahren noch Nachwirkungen auf den Autohandel haben. Hat das Einfluss auf Ihre Preispolitik?
Wir schauen uns regelmäßig die Preise an und prüfen den Return on Invest. Momentan ist es aber noch zu früh, um eine Aussage zu treffen. Wir als Teil der Branche sind noch mitten in der Bewältigung der Corona-Krise.
Inzwischen gibt es etliche Fahrzeugbörsen. Spüren Sie Druck durch neue Wettbewerber?
Wir finden Wettbewerb grundsätzlich erst einmal interessant. Manche Dinge können wir sicher voneinander lernen und sollten uns nicht nur auf unseren 23 Jahren Marktführerschaft ausruhen. Auch wenn das Erfahrungen sind, die uns keiner nehmen kann. Dennoch konzentrieren wir uns primär auf uns. Auch wenn es grundsätzlich nicht ganz einfach ist, in diesen Markt reinzukommen, dürfen wir natürlich nicht stillstehen. Ich freue mich auf einen fairen Wettbewerb.
Lesen Sie auch:
Mobile.de bietet jetzt auch Leasing an
Konstante Nachfrage während Corona-Krise: Fahrzeugbörsen bleiben vom Einbruch verschont
Aus dem Datencenter:
Die 100 größten Autohändler in Deutschland 2019 nach Umsatz, verkaufte Neuwagen und Gebrauchtwagen