20 Jahre war Breitfeld bei BMW. Dann brach er auf, um eine Marke mit einem völlig neuen Konzept von Grund auf zu entwickeln. Wie er auf der Automobilwoche Konferenz im März erzählte, versteht sich Byton mehr als Hightech-Unternehmen denn als klassischer Autobauer. Dieses Selbstverständnis wäre in einem Autokonzern, wo nach wie vor dem Motor gehuldigt wird, wohl nicht denkbar.
Als Breitfeld wechselte, nahm er gleich eine Reihe von BMWlern mit. Er war offenbar nicht der einzige, der Lust auf Neues hatte.
Kris Tomasson, Designchef der neuen Marke Nio, erklärt den Trend so: „Wir können hier alles neu denken, ohne Schranken. Das ist eine Art von Freiheit“, sagte er der Automobilwoche einmal in Austin. Bei Nio, dem zweiten ernst zu nehmenden neuen E-Autobauer neben Byton, arbeiten am Standort München deutsche Ex-Kollegen von Audi, Mercedes et cetera. Tomasson selbst kam von BMW.
Ulrich Walker war früher China-Chef von Daimler. Heute lenkt der 66 Jahre alte Schwabe die Marke Borgward – deutscher Name, chinesischer Eigentümer. Mit seinen Teams in Stuttgart und Peking will Walker den traditionsreichen Hersteller, der 1961 in Konkurs ging, wiederbeleben.
„Ich habe in meinem Berufsleben schon einige Dinge gemacht, wo die Leute gesagt haben, warum tust Du Dir das an? Aber für mich war entscheidend, dass hinter Borgward mit Foton ein solider Investor steht“, erzählte Walker der Automobilwoche im Jahr 2017. Zuletzt hatte Foton Irritationen ausgelöst, weil die Chinesen auf Investorensuche gegangen sind. Aber Walker glaubt fest an die Unterstützung durch Foton.
China kennt Walker aus seiner Daimler-Zeit bestens. Bereut hat er den Schritt nie. „Für mich war das die einmalige Chance, nochmals mit einem weißen Blatt Papier anzufangen.“ Borgward zieht weitere deutsche Manager an, wie zuletzt den neuen Technikchef Philip Koehn, der von BMW kam.
Chinesische Hersteller müssen Know-how aus dem Ausland zukaufen, weil es in der Heimat fehlt. Manager aus dem Geburtsland des Automobils sind da beliebt. Ähnlich wie jetzt China machte es in den 90er-Jahren Südkorea, als es zum Siegeszug ansetzte und deutsche Manager anheuerte wie Ulrich Bez (von Porsche zu Daewoo) und Peter Schreyer (von VW zu Kia).
Für die chinesische Premiummarke Wey von Great Wall ist der deutsche Manager Jens Steingräber ins ferne Baoding gegangen. Wey hat bereits mehr als 100.000 Autos in China verkauft, der Wey-Chef kann also von einem Erfolg sprechen. Doch das Geschäft wird mit dem zunehmenden Wettbewerb schwerer, wie der einstige Audi-Mann der Automobilwoche in Peking sagte.