München. Downsizing ist seit geraumer Zeit einer der Megatrends in der Automobilindustrie – und zwar in vielen Dimensionen: kleinere Motoren, kleinere Autos, weniger Verbrauch. Und das hat nicht nur mit neuem Umweltbewusstsein der Kunden, umweltpolitischem Druck aus Berlin und Brüssel oder hohen Kraftstoffpreisen zu tun. Hier spiegelt sich auch die technische Entwicklung wider: Heute ist es kein Problem mehr, mit einem Ford Fiesta, Opel Corsa oder VW Polo eine Urlaubsreise über die Alpen anzutreten. Man kommt einigermaßen entspannt und ordentlich klimatisiert an. Mit Audi 50 oder Opel Kadett war das doch eine eher unentspannte Angelegenheit. Doch damit nicht genug: Seit Jahren wird das Angebot im Kleinwagensektor, in dem früher französische und italienische Marken dominierten, massiv ausgeweitet – nicht nur von Importmarken aus Asien, sondern auch von heimischen Playern. BMW denkt über einen Mini-Mini nach, Mercedes-Benz erweitert die Smart- Palette um einen Viersitzer, Opel plant ein Modell unterhalb des Corsa, VW zeigt auf der IAA endlich die Serienversion des neuen Lupo (lateinisch für Wolf).
Vor allem die Wolfsburger haben bisher eher glücklos im Kleinstwagensegment operiert: Lupo und Fox waren nicht gerade Erfolgsmodelle. Der eine fuhr auf der teuren Polo-Plattform herum, der andere strauchelte wegen der teuren Produktion in Brasilien. Der neue Lupo soll es nun richten. Fährt VW mit ihm den erhofften Erfolg ein, könnte das vor allem für Fiat zum Problem werden. Nach einer Analyse der Deutschen Bank sind die Italiener mit 30 Prozent Marktführer im Mini-Segment – dank Panda und Fiat 500. Dieses Segment steht in Europa für 1,3 bis 1,4 Millionen Verkäufe.
Einerseits dürfte das Segment wegen des Downsizing-Trends wachsen, denn der Lupo spricht sicher auch Kunden größerer Fahrzeuge an. Andererseits dürfte die neue Konkurrenz Fiat Marktanteile abnehmen. Ein Erfolg des Wolfsburgers könnte die Italiener bis zu 300 Millionen Euro operativen Gewinn kosten, haben die Analysten ausgerechnet. Schlechte Nachrichten für Fiat-Boss Sergio Marchionne. Bei Volkswagen hingegen könnte man sich überlegen, ob man die Kleinwagenkompetenz des schwierigen Allianzpartners Suzuki überhaupt noch braucht, wenn der Lupo reüssiert. Nach der IAA im September wissen wir mehr.