Hannover. Fortan ist nicht nur die Masse der emittierten Partikel limitiert, sondern auch deren Anzahl. Das macht es den Motorenentwicklern schwerer, die bislang darauf setzen, Partikelgrenzwerte durch Feintuning der Gemischbildung einzuhalten. Ähnlich wie schon beim Dieselmotor stößt diese Strategie nun an Grenzen. Denn die Partikelemission wird stark dadurch beeinflusst, wie dynamisch ein Auto bewegt wird. Und künftige Testverfahren für den Prüfstand sowie RDE-Messungen bei Straßenfahrten sehen mehr Beschleunigungsphasen vor. BASF Catalysts entwickelt eine Lösung, die den Einbau eines zusätzlichen Partikelfilters vermeiden soll: Der Partikelfilter wird mit einer katalytisch wirkenden Beschichtung überzogen, die wie ein konventioneller Drei-Wege- Katalysator Kohlenmonoxid, Stickoxide und unverbrannte Kohlenwasserstoffe unschädlich macht. Verbaut wird dieser „Vier-Wege- Katalysator“ direkt hinter einem Vorkatalysator in Motornähe. „Der hohe Integrationsgrad führt dazu, dass der Abgasgegendruck deutlich geringer ausfällt als bei einem separaten Partikelfilter im Unterboden“, sagt Torsten Neubauer, Leiter der europäischen Abgaskatalysator-Entwicklung bei BASF. Der leistungszehrende Gegendruck steige um maximal zehn und nicht um bis zu 15 Prozent. Auf die Gesamtleistung eines Autos bezogen handelt es sich um wenige Kilowatt, die aber entscheidend sein können, um vom Vorstand eine Produktionsfreigabe zu erhalten. Einen weiteren Vorteil sieht Neubauer darin, dass die für den Katalysator zur Verfügung stehende Oberfläche deutlich steigt. „Damit schaffen wir eine Sicherheitsreserve, um die Emissionsvorschriften auch unter deutlich verschärften Messbedingungen sicher einzuhalten.“ Zu den Mehrkosten will er sich nicht äußern, ebenso wenig zu möglichen Kunden. Ein Serieneinsatz soll ab 2017 möglich sein – also gerade noch rechtzeitig.
Euro 6c
Der vierte Weg ist die Zukunft des Katalysators
Bis 2017 muss die Automobilindustrie ein drängendes Problem lösen: Ein neues Modell besteht in Europa die Typprüfung nur noch dann, wenn es die Abgasgrenzwerte nach der Richtlinie Euro 6c erfüllt. Sie stellt vor allem aufgeladene Benzinmotoren mit Direkteinspritzung, die immer höhere Marktanteile erzielen, vor eine Herausforderung. Nach Angaben von Bosch beruht schon heute jeder zweite in Europa neu zugelassene Benzin-Pkw auf dieser Technik.