Der vernetzte Lastwagen

Hannover. Mit seinem Innovation Truck 2016 hat der Zulieferer ZF Friedrichshafen auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover gezeigt, wie sich Technologien aus dem Pkw auf Lastwagen übertragen lassen. Aber auch Knorr-Bremse, Bosch und andere Unternehmen demonstrierten, dass sie Lösungen für vernetzte und autonom fahrende Nutzfahrzeuge im Blick haben.

Bei ZF wurde erstmals ein Brems- und Ausweichassistent für schwere Lastwagen kombiniert. Den „Evasive Maneuver Assist“ (EMA) haben die Friedrichshafener in einer Projektpartnerschaft mit dem Bremsenhersteller Wabco entwickelt. EMA lenkt Sattelzüge automatisiert und fahrstabil an Gefahrenstellen vorbei und verhindert so Auffahrunfälle. Dabei hat ZF auf den Feldern Sensorik, Steuerungselektronik und mechatronische Systeme auch der Kompetenzgewinn durch den TRW-Zukauf geholfen.

ZF-Chef Stefan Sommer gibt sich selbstbewusst: „Mit unserem technologischen Fokus können wir alle wesentlichen Aspekte des autonomen Fahrens abdecken und Fahrzeuge sehen, denken und handeln lassen – das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“

Auch Bosch zielt auf das automatisierte Nutzfahrzeug. Während heute Systeme wie die automatische Notbremsung oder die Spurverlassenserkennung bereits Pflicht sind, werden Lkw-Fahrer künftig auch beim Abbiegen, Spurwechseln und Rangieren unterstützt. Eine Schlüsseltechnik für das automatisierte Fahren sieht Bosch in der Lenkung.

Neben der Lenkung bringt der Zulieferer Software- und Systemwissen ein, um dem automatisierten Fahren den Weg zu ebnen. Bei Bosch rechnet man damit, dass bis zum Jahr 2025 das Platooning serienreif ist, also das automatisierte Windschattenfahren von Lastwagen auf Autobahnen. Wie das gehen könnte, hat Bosch mit der Konzeptstudie „Vision X“ gezeigt.

Mit der „Connectivity Control Unit“ – einer Schaltzentrale, die die Eingänge der verschiedenen Steuergeräte verarbeitet – habe man die Voraussetzung für die Vernetzung an Bord. Bosch bietet auch eine Cloud für das Internet der Dinge. Darüber realisiert das Unternehmen Services wie das „Secure Truck Parking“. Auf dieser Buchungsplattform können sich Spediteure und Fahrer von Anfang 2017 an sichere Lkw-Parkplätze entlang von Autobahnen buchen. Laut Rolf Bulander, Chef der Sparte Mobility Solutions, läuft derzeit mit verschiedenen Speditionen ein Pilotprojekt.

Neuartige Fahrerassistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen stehen auch bei Knorr-Bremse im Mittelpunkt. Die Münchner haben einen autonom fahrenden Sattelzug aufgebaut, der abseits öffentlicher Straßen getestet wird. „Unsere Botschaft ist klar: Wir werden den Weg zum automatisierten Fahren aktiv mitgestalten“, so Vorstand Peter Laier. Gerne würde Knorr-Bremse seine Kompetenz bei der Zugmaschine mit der Anhängerkompetenz von Bremsenhersteller Haldex kombinieren.