Heilbronn. Heinz Hollerweger, Geschäftsführer der Audi Quattro GmbH, will die globale Präsenz seiner Produkte stärken.
Herr Hollerweger, wie charakterisieren Sie die DNA der Quattro GmbH?
Die Quattro GmbH bildet mit ihren in Kleiserie gefertigten Produkten die sportliche und emotionale Speerspitze der Audi-Produktpalette: Perfektion und Liebe zum Detail sowie höchste technische Ansprüche liegen in den Genen der gesamten Quattro-Mannschaft.
Die Fahrzeugentwicklung geht immer mehr in Richtung Elektrifizierung, etwa bei der Plug-in-Hybrid-Technologie. Ist es vorstellbar, dass auch die Quattro GmbH künftig E-Autos und Plug-in-Hybride anbieten wird?
Elektromobilität und High-Performance schließen sich nicht aus. Beide Themen fordern von den Entwicklern, die Grenzen des technisch Machbaren auszuloten. Natürlich schauen wir uns auch für unsere RS-Modelle und den Audi R8 unterschiedliche Varianten der Elektrifizierung an. Dies geschieht bei uns aber immer mit dem Fokus auf Performance.
Welchen Anteil am Umsatz und welchen Stellenwert hat die Individualisierung?
Wir sehen weltweit einen starken Trend hin zur Individualisierung. Darauf reagieren nicht nur europäische Hersteller, sondern alle Autohersteller weltweit. Im Jahr 2009 lag bei uns die Zahl der von „Audi exclusive“ individualisierten Autos noch bei 100.000, im vergangenen Jahr waren es 160.000, und 2015 rechnen wir schon mit etwa 200.000. Unsere Kunden wollen ein individuelles Angebot, keine Massenprodukte. Das gilt sowohl für High-End-Technologien als auch für Ausstattungen im Interieur und Exterieur. Lacke, Materialien, besonders sportliche Looks – deshalb ist das Thema auch bei uns in der Quattro GmbH angesiedelt. Mit der Angebotspalette von „Audi exclusive“ sind wir dafür bestens aufgestellt. „Audi exclusive“ macht jeden Audi zu einem Unikat.
Ein ganzes Bündel von Fahrertrainings, von Basiskursen bis hin zu Rennstreckenausbildung und Wintertrainings werden von Ihrem Unternehmen angeboten. Dient dies mehr der Kundenbindung oder verdienen Sie damit auch Geld?
Das kann man so streng nicht trennen – jeder Kunde, der die fahrdynamischen Grenzen seines Audi mal selbst erlebt, ist vom Produkt begeistert. Begeisterte und zufriedene Kunden bleiben bei der Marke. Unsere Kollegen der Audi driving experience bieten Fahrtrainings an, vom Einsteiger-Training bis hin zur Rennlizenz. Wir unterstützen die Kollegen aktiv bei der Bereitstellung und Auswahl des richtigen Fuhrparks. Schließlich möchten wir ja sicherstellen, dass die Kunden und Teilnehmer dieser Kurse auch die sportlichsten Modelle aus dem Audi-Produktportfolio erleben können.
Schnelle und PS-starke Fahrzeuge werden in der Öffentlichkeit meist als Spritschlucker wahrgenommen. Was tun Sie, um diesen Eindruck zu verändern?
Die Erfüllung der CO2-Ziele ist für uns selbstverständlicher Anspruch. Wir setzen uns bei jedem Audi-Modell ehrgeizige CO2-Ziele, so auch bei den RS-Modellen und dem Audi R8. Der neue RS 6 Avant verbraucht zum Beispiel 30 Prozent weniger Kraftstoff als der Vorgänger. Dabei bieten wir unseren Kunden ein Bündel an Technologien, die den Verbrauch senken, gleichzeitig in Sachen sportlicher Fahrweise aber keinerlei Abstriche machen. Denken sie zum Beispiel an die Cylinder-on-Demand-Technologie, die je nach Lastanforderung den Motor mal als Vier- und mal als Achtzylinder betreibt. Oder denken Sie an die Aerodynamik. Für uns geht es nicht alleine darum, an der PS-Spirale zu drehen. Wir verfolgen einen intelligenten, integrierten Ansatz. Letztendlich zählt für uns im umfassenden Sinn die Performance, die der Kunde im Alltag erleben kann.
Motorsport ist neben den Werkseinsätzen, beispielsweise der DTM, oftmals Kundensport. Wie wichtig ist dieses Engagement für Ihr Haus?
Dieses Engagement ist für uns extrem wichtig, denn nur dadurch können wir die Ableitung der R- und RS-Technologien aus dem Rennsport glaubhaft belegen. Über unser Geschäftsfeld Audi customer racing und unseren Kundensport-Rennwagen, den R8 LMS ultra, wird das ganz deutlich. Der R8 LMS ultra und der Serien-R8 weisen über 50 Prozent Gleichteile auf. Kein anderer Hersteller bietet eine so enge Verbindung zwischen dem Serienprodukt und dem Rennfahrzeug. Und als High-Performance-Tochter von Audi sind wir ständig angetrieben, an die Grenzen des technisch Machbaren zu gehen. Vor zwei Wochen erst haben wir unser neuestes Kundensport-Rennauto auf Basis des Audi TT vorgestellt, das wir in der Saison 2015 in einem eigenen Markencup, dem Audi TT Sport Cup, einsetzen werden.
Kurzer Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die Quattro GmbH in fünf Jahren?
Wir möchten in Zukunft die globale Präsenz unserer Produkte stärken und mehr RS-Modelle auf mehr internationalen Märkten absetzen. Und was mir persönlich besonders am Herzen liegt: Wir möchten die Fahrzeuge der Quattro GmbH als sportliche und technologische Speerspitze weiter etablieren. Dabei kommt uns unsere langjährige Kleinserienkompetenz zugute. Mit der neuen R8-Manufaktur in den Böllinger Höfen in Heilbronn haben wir dafür die beste Grundlage geschaffen. Das, was technisch im Rennsport möglich ist, wollen wir in unsere Fahrzeuge integrieren.
Heinz Hollerweger, 61, begann seine berufliche Laufbahn bei Audi als Versuchssachbearbeiter im Bereich Akustik. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeuge bei Audi.