Die stabile Automobilkonjunktur in Deutschland ist auch am Handel nicht spurlos vorübergegangen. Hatte die Verschrottungsprämie 2009 noch ein Strohfeuer entfacht, das schnell verrauchte, war das Jahr 2011 geprägt von einer sich selbst tragenden hohen Nachfrage nach Neuwagen. Als Folge konnten in den vergangenen Wochen große Autohandelsgruppen wie die AVAG in Augsburg oder die Wellergruppe in Berlin Rekordzahlen melden. So verkaufte die AVAG europaweit 86.000 Autos, mehr als je zuvor. Auch 29.000 Opel waren darunter. Nie konnte die AVAG, Europas größter Opel-Händler, mehr Autos mit dem Blitz absetzen. Die Umsatzrendite der AVAG war dabei mit 1,3 Prozent durchaus auskömmlich.
Burkhard Weller traut sich nach dem jüngsten Aufschwung sogar zu, den Umsatz bis 2020 auf zwei Milliarden Euro mehr als zu verdoppeln. Schneller zu wachsen als der Markt ist das Geheimnis erfolgreicher Handelshäuser. Doch beschränkt sich dies nicht nur auf den Handel: Auch Autohersteller und Zulieferer haben sich überdurchschnittliches Wachstum zum Ziel gesetzt. Mit weniger sollte sich eine ernst zu nehmende Organisation auch nicht zufriedengeben. Dass Autohändler in einem gesättigten Markt wie Deutschland derartige Wachstumschancen sehen, hat nicht nur mit der guten Automobilkonjunktur zu tun. Es gibt hier eine ganze Reihe von Erfolgsrezepten. Die Geschäftsprozesse müssen stimmen: Dass man selbst mit einer Marke wie Opel, die technologisch und vom Image her derzeit nicht gerade Rückenwind hat, erfolgreich sein kann, zeigt, wozu ein guter Händler in der Lage ist.
Das Markenportfolio ist ebenfalls wichtig. Vor allem die eine oder andere japanische Marke, die sich innerlich offenbar schon aus Europa verabschiedet hat, sollte gegen vielversprechendere Namen (Hyundai, Kia, Ford) ausgetauscht werden. Neben diesen Chancen des organischen Wachstums ergibt sich für Handelsgruppen immer auch die Möglichkeit der Zukäufe von Autohäusern. Das ist eine Folge der problematischen Nachfolgefrage in vielen Familienbetrieben. Das familiengeführte Ein-Standort-Autohaus hat ohnehin keine Zukunft. So groß kann der Autoboom gar nicht sein, dass nicht spezialisierte Kleinbetriebe dauerhaft in die Erfolgsspur zurückfänden.