Baden-Baden. Die Arvato-Tochter betreibt seit April 2011 das „Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherungswirtschaft“ (HIS), eine Datenbank aller Kfz- Versicherungsfälle in Deutschland, um Versicherungsbetrug auf die Schliche zu kommen. Dazu speisen sämtliche Versicherer in Deutschland die Schadensfälle aus ihren Policen in eine Datenbank. Mehrfach abgerechnete Schadensfälle können so aufgedeckt werden, was den Versicherern jährlich Milliardenbeträge einspart. Denn der Schaden der deutschen Versicherer durch falsche oder betrügerische Angaben der Versicherungsnehmer beläuft sich jährlich auf rund vier Milliarden Euro, sagt Hinrichs. Davon entfielen rund 63 Prozent auf das Kfz-Geschäft. „Durch unsere Datenbank tragen wir erheblich zu günstigen Kfz-Versicherungen bei“, erklärt er. Wie dreist manche Betrüger vorgehen, verdeutlicht Hinrichs an einem Beispiel: Ein schrottreifer Ferrari wurde in Deutschland von Ganoven zum Schrottwert aufgekauft, aber mithilfe des Fahrzeugbriefs in Italien erneut angemeldet und kurz darauf als gestohlen gemeldet. Die Versicherung zahlte zunächst einen fünfstelligen Betrag aus – bis die HIS-Datenbank den entscheidenden Tipp auf den Betrug gab.
Kfz-Versicherer
Datenbank gegen Betrug
Das Auskunftssystem der deutschen Versicherungswirtschaft zur Aufklärung von Kfz-Versicherungsbetrug (HIS) wird möglicherweise auch in der Schweiz eingeführt. „Wir stehen zurzeit in Gesprächen mit der Schweiz über die Einführung eines vergleichbaren Systems wie dem HIS“, sagte der Automobilwoche Björn Hinrichs, Geschäftsführer des Unternehmens Informa Insurance Risk and Fraud Prevention, das zur Bertelsmann-Tochter Arvato gehört. In den USA und in den Niederlanden sind bereits seit Längerem ähnliche Datenbank- Systeme im Einsatz.
28 Millionen Abfragen
„Auch wegen solcher Tricksereien gibt es keinen Versicherer in Deutschland, der unsere Datenbank nicht nutzt“, sagt Hinrichs. Die neue Datenbank löste ein veraltetes System des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ab. Die Zahl der Zugriffe auf das HIS sprechen für sich: 2011 fragten die Versicherer acht Millionen Mal an, 2012 bereits 21 Millionen Mal und im vergangenen Jahr 28 Millionen Mal.