Der kleine Tesla-Stand war am ersten Pressetag des Genfer Auto-Salons stark belagert. Und nicht nur von Journalisten. Binnen weniger Stunden schauten Daimler-Boss Dieter Zetsche, BMW-Chef Harald Krüger und Wolfgang Porsche vorbei, um sich die zwei existierenden Fahrzeuge des Start-up-Herstellers anzusehen. Das zeigt: Auch in der Beletage der etablierten Automobil-Adressen ist angekommen, dass man mit Tesla rechnen muss.
Lange Zeit wurde der kleine Neuling belächelt. Oder weggelächelt. Nun aber macht sich Unruhe breit, weil die Kalifornier mit ihren elektrischen Luxuslimousinen auch noch Erfolg haben. In den USA hat sich das Tesla Model S im Februar so gut verkauft wie die Mercedes S-Klasse und der BMW Siebener zusammen. Die Deutschen haben im vierten Quartal 2015 mehr Model S als Porsche Panamera gekauft. Und in der Schweiz – eine Art Testmarkt für Oberklasse und Luxus – sind 2015 mehr Tesla als Panamera, S-Klasse, A8 und Siebener zusammen abgesetzt worden. Tesla kann sich nicht mehr darauf ausruhen, unterschätzt zu werden.
Auch wenn das alles noch Marktanteile im Promillebereich sind und das Unternehmen weiter rote Zahlen schreibt: Es ist ein Weckruf für die Wettbewerber. So werden Audi und Porsche in zwei bis drei Jahren ihre angekündigten Elektro-Edel-SUVs nachschieben, BMW plant wohl ein Oberklasse-E-Fahrzeug, und auch Daimler wird sich etwas überlegen. Das hier investierte Geld ist womöglich besser angelegt als manche "Brückentechnologie" wie der Plug-in, der von den Kunden verschmäht wird, oder die Brennstoffzelle.
Die "Tesla-Fighter" starten spät. Bis sie kommen, können die Kalifornier Hunderttausende Autos verkaufen. Doch haben die deutschen Autobauer auch immer die Marktführerschaft verteidigt – mit Technik-Know-how, Händlerüberlegenheit, Zuliefererkompetenz. Nur müssen sie damit auch mal anfangen. Die Aufholjagd hat begonnen.