Peking. China will den Durchschnittsverbrauch der einzelnen Autobauer nach europäischem Vorbild schrittweise zurückfahren. Bis 2015 soll der Flottenverbrauch jedes Autobauers auf 6,9 Liter pro 100 Kilometer sinken. Deutlich anspruchsvoller wird allerdings die nächste Phase: Bis 2020 sinkt der zulässige Flottenverbrauch auf fünf Liter. Der durchschnittliche Verbrauch aller Pkw in China liegt nach Angaben der Wirtschaftszeitung „China Business Times“ derzeit bei 7,38 Litern. Zwischen 2006 und 2012 war er nur um 1,3 Prozent pro Jahr gesunken. In diesem Tempo kann der Spritsparkurs allerdings nicht weitergehen, wenn die Hersteller die Vorgaben der Regierung einhalten wollen. Um das Fünf-Liter-Ziel 2020 zu erreichen, wäre zwischen 2016 und 2020 jährlich eine Verbrauchsminderung um 6,7 Prozent nötig. „Ohne alternative Antriebe wird dieses Ziel schwer erreichbar sein“, sagt ein westlicher Automanager, der nicht genannt werden will. E-Autos können dem Flottenverbrauch zwar gutgeschrieben werden, derzeit wird aber noch debattiert, in welchem Ausmaß diese Anrechnung ab 2016 noch sinnvoll ist. Aufgrund wachsender Unzufriedenheit in der Bevölkerung mit der Luftqualität in den Städten ist Peking zuletzt deutlich aktiver geworden. Auf einem Autoforum im April betonten mehrere große lokale Autobauer, die Verbrauchsziele hätten bereits ihre Entwicklungspläne beeinflusst. Chinesische Experten erwarten unter anderem eine deutliche Zunahme von effizienten Turbomotoren. Parallel kündigte die Regierung an, fünf Millionen alte Autos von den Straßen zu nehmen, die nicht einmal die Abgasnorm Euro 1 erfüllen. In Peking dürfen sie bereits seit Monaten nicht mehr innerhalb der Ringautobahn fahren, die mit etwa 60 Kilometern Durchmesser das Zentrum umschließt. Und die Zahl der Städte, die Beschränkungen für Autos einführen, steigt fortlaufend. Jüngst hatte die Hafenmetropole Tianjin angekündigt, künftig wie die Hauptstadt Peking den Zugang zur Innenstadt bei Smog-Alarm auf die Hälfte zu begrenzen. Dann dürfen nur noch Fahrzeuge mit gerader oder ungerader Endziffer des Nummernschilds auf die Straße. Die Stadt Hangzhou bei Schanghai führte Zulassungsbeschränkungen ein, die aus einem Mix aus Lotterie und Versteigerung bestehen. Damit begrenzen nun sechs Städte die Zulassungen. Insider rechnen damit, dass ihre Zahl bis 2020 auf 50 bis 90 ansteigen wird. In Nanjing, Hauptstadt der boomenden Industrieprovinz Jiangsu, kam es aufgrund von Gerüchten über eine baldige Zulassungsbeschränkung in den vergangenen beiden Monaten gar zu einem sprunghaften Anstieg von Autokäufen.
Jeder dritte Autobauer überschreitet Vorgaben
Chinas schwarze Liste für Benzinschlucker
Im Kampf gegen die Luftverschmutzung will China härter gegen das Überschreiten von Flottenverbrauchszielen vorgehen. Unternehmen, die die strengeren Vorgaben nicht einhalten, bekommen künftig keine Genehmigung mehr zum Kapazitätsausbau, teilte der Staatsrat – Chinas Kabinett – auf seiner Website mit. Außerdem müssten sie konkrete Pläne zur Senkung des Spritverbrauchs vorlegen. Im vergangenen Jahr hatten 34 von 104 Autobauern mit ihren Flotten die gesetzten Verbrauchsziele nicht erreicht. Ausländische Hersteller und die bekannteren chinesischen Marken waren allerdings nicht darunter.